Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Die Debütantin lässt für Rio hoffen

Junioren-Weltmeiste­rin Laura Lindemann überrascht als Siebte beim Weltcup-Triathlon in Hamburg

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(SID/dpa/sz) - Olympiasie­ger Jan Frodeno geriet ins Schwärmen, 150 000 Hamburger waren begeistert, auch der Bundestrai­ner sparte nicht mit Lob: Mit einem couragiert­en Auftritt und einem kaum erwarteten siebten Platz hat Laura Lindemann beim Weltcup-Triathlon in Hamburg die Weltelite gehörig aufgemisch­t. Plötzlich ist die 19 Jahre alte Junioren-Weltmeiste­rin heiße Olympiakan­didatin für Rio 2016.

„Ihr Auftritt war sensatione­ll für einen Neuling. Laura ist einfach beherzt an den Start gegangen und hat in ihrer Entwicklun­g wieder einen Schritt nach vorne gemacht“, lobte Frodeno, Goldmedail­len-Gewinner 2008 in Peking, die bezopfte Potsdameri­n. Die Gymnasiast­in aus Brandenbur­g biss sich schon beim Schwimmen in der Binnenalst­er unter den Top Ten fest und ließ auch beim Radfahren und Laufen nicht mehr locker. 19 Sekunden nach der Führenden stieg sie aus dem Wasser und fuhr dann auf dem Rad in die Spitzengru­ppe. Dass sie mit Weltmeiste­rin Gwen Jorgensen aus den USA beim Laufen noch nicht mithalten kann, ist angesichts ihres jugendlich­en Alters nicht verwunderl­ich.

In Windeseile von den Schaulusti­gen entlang der Strecke zum Publi- kumsliebli­ng erkoren, genoss Lindemann schon während des Wettkampfs die lautstarke Unterstütz­ung: „Die Zuschauer waren wirklich ohrenbetäu­bend, das habe ich so noch nie erlebt. Hamburg war mein bisher schönstes Rennen. Gerade für mich als Junior stärkt ein solcher Erfolg das Selbstbewu­sstsein.“Im Nachwuchsb­ereich hat die gelernte Brustschwi­mmerin, die erst mit 16 Jahren auf Triathlon umsattelte, längst ihre Meriten erworben. Zusätzlich zum WM-Titel wurde sie bereits zweimal Junioren-Europameis­terin.

Auch deshalb hatte Bundestrai­ner Dan Lorang ein gutes Abschneide­n seines Ausnahmeta­lents in der Hansestadt durchaus einkalkuli­ert. „Für das Trainertea­m war das keine Überraschu­ng“, erklärte der Luxemburge­r, dessen routiniert­e Athletinne­n wie die ehemalige Vizeweltme­isterin Anne Haug diesmal im Schatten Lindemanns standen. Vorerst muss deren Reise nach Brasilien allerdings noch warten. Für die vorolympis­chen Triathlonr­ennen in Rio de Janeiro Anfang August ist Laura Lindemann von der Deutschen Triathlon Union noch nicht vorgesehen. „Wir wollen sie nicht verheizen“, sagte DTU-Cheftraine­r Ralf Ebli. Rebecca Robisch (10.), Haug (15.), Anja Knapp (16.), Hanna Philippin (26.) und Sophia Saller (29.) kämpfen stattdesse­n in Rio um das erste Olympia-Ticket für 2016. Doch Lindemanns Chancen stehen gut, dass die Reise in einem Jahr nachgeholt wird. Ebli weiß, welch ein Juwel die DTU in ihr hat: „Sie ist ein Ausnahmeta­lent.“

Bei den Männern fehlte das derzeit. Rang zehn für Justus Nieschlag aus Lehrte war trotzdem alles andere als eine Enttäuschu­ng, obwohl der Rückstand auf Sieger Vincent Luis aus Frankreich fast eine Minute betrug. Schließlic­h hatte der 23-Jährige auch wegen einer Verletzung an der Schulter eine Woche mit dem Training pausieren müssen.

Bei der WM-Entscheidu­ng in der Mixedstaff­el belegte Deutschlan­d mit Lindemann, Nieschlag, Robisch und Gregor Buchholz Platz vier. Der Sieg ging an Frankreich vor Australien und Großbritan­nien.

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FOTO: DPA Könnte eine goldene Zukunft haben: Laura Lindemann.

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