Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Fairkauf“sucht ehrenamtliche Helfer
Am 1. Advent soll das Sozialkaufhaus der Caritas seine Pforten öffnen.
- Noch ist es eine Baustelle, aber am ersten Advent soll in der Paulinenstraße 35 „Fairkauf“seine Pforten öffnen. Das Sozialkaufhaus, das von der Caritas betrieben wird, richtet sich an Bedürftige, Schnäppchenjäger und Trödelfans gleichermaßen. Und wird nur dann richtig gut laufen, wenn viele Menschen aus Friedrichshafen und der Region Lust haben, ehrenamtlich mitzuhelfen.
Gewerbliche Schule, Autowerkstatt, Zwischenunterkunft fürs Gemeindepsychiatrische Zentrum – die 400 Quadratmeter im Hinterhof der Paulinenstraße 35 haben schon viel erlebt. Anfang Dezember wird mit der Eröffnung des „Fairkauf“ein neues Kapitel aufgeschlagen. „Alles, was ein Haushalt braucht, wird es dort zu kaufen geben“, sagt Christopher Schlegel, Fachleiter sucht- und armutsbezogene Hilfen bei der Caritas Bodensee-Oberschwaben. Das heißt: Möbel, Elektrogeräte, Bücher, Spielzeug, Krimskrams. Auch Kleidung, wobei dies kein Schwerpunkt werden soll, um dem Kleiderladen des Roten Kreuzes keine Konkurrenz zu machen. „Verkauft wird ausschließlich gespendete Ware zu kostengünstigen Preisen“, berichtet Ewald Kohler, Leiter der Caritas Bodensee-Oberschwaben, die einen weiteren „Fairkauf“in Weingarten betreibt. Verkauf auf Kommissionsbasis findet dort und künftig auch in Friedrichshafen nicht statt, die Caritas wird auch keine Ware zukaufen. Spenden können Privatleute, aber natürlich auch Firmen und Vereine.
„Beitrag zum sozialen Frieden“
Seit die „Zukunft Arbeit Bodensee“im Fallenbrunnen pleite ist, gibt es kein vergleichbares, nichtkommerzielles Angebot in der Region Friedrichshafen. Am ersten Advent soll diese Lücke geschlossen werden. Offen ist der „Fairkauf“grundsätzlich für jedermann, also nicht nur für Bedürftige, sondern auch für Sparfüchse und Flohmarktfreunde. Das soll es Menschen in Not leichter machen, dort preiswert einzukaufen. „Hier muss niemand eine Kappe aufsetzen, auf der steht: Ich bin arm“, verdeutlicht Caritas-Sozialarbeiter Dirk Meiners, dass niedrige Schwellen an der Stelle wichtig sind. Zugleich kann der „Fairkauf“auch ein Ort sein, an dem sich Menschen über Hilfsangebote informieren oder einfach nur bei einer Tasse Kaffee ein Gespräch führen. „Wir leisten hiermit einen Beitrag zum sozialen Frieden und zur Teilhabe aller am Leben in der Stadt“, sagt Ewald Kohler.
Die Einrichtung des „Fairkauf“war auch ein Wunsch der Stadt Friedrichshafen und wird von dort mit 100 000 Euro unterstützt. Den gleichen Betrag nimmt die Caritas in die Hand, auch der Vermieter hat ordentlich investiert, damit die 250 Quadratmeter Verkaufsfläche und 150 Quadratmeter Büro und Lager zur Eröffnung auch schmuck aussehen. Für die erste Zeit geht CaritasChef Kohler durchaus von einem Zuschussbetrieb aus. Mittelfristig aber soll sich der „Fairkauf“über seine Einnahmen selbst tragen. Geöffnet hat das Sozialkaufhaus Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 10 bis 18 Uhr, am Mittwoch nur von 10 bis 14 Uhr.
Was nun zum rundum gelungenen Start noch fehlt, sind ehrenamtliche Helfer. Gesucht werden Menschen, die gern anpacken und sich in „solidarischem Miteinander einbringen“wollen, sagt Nicole Dodek, die die freiwilligen Helfer koordinieren wird. Denkbar sind Einsätze als Verkäufer, Warenaufbereiter, Funktionskontrolleur oder Möbelpacker. Handwerkliche, technische oder kaufmännische Fertigkeiten werden dabei nicht schaden. Das Herz am rechten Fleck natürlich auch nicht.