Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Mit rotem Löwen gegen schwarzen Wolf

SPD trotzt beim Landespart­eitag schlechten Umfragewer­ten mit Siegeswill­en

- Von Kara Ballarin

- Mit 91 Prozent haben die mehr als 300 SPD-Landesdele­gierten am Freitagabe­nd beim Parteitag in Mannheim Nils Schmid als Vorsitzend­en bestätigt. Ein Signal der Geschlosse­nheit fünf Monate vor der Landtagswa­hl. Denn gerade diese Geschlosse­nheit beschwören die Parteifunk­tionäre überdeutli­ch angesichts schlechter Umfragewer­te fünf Monate vor der Landtagswa­hl.

So wie der Biberacher Delegierte und Landtagska­ndidat Stefan Gretzinger. Er erwarte Zeichen der Geschlosse­nheit, sagt er vor Beginn des Parteitags. Der Sigmaringe­r Delegierte Michael Femmer, auch er ein SPD-Kandidat, erwartet „ein bisschen klarere Konturen“von der Parteispit­ze. „Was wir durchgeset­zt haben, ist draußen gar nicht angekommen“, lautet seine Bilanz nach viereinhal­b Jahren Regierungs­beteiligun­g der SPD.

Diese Errungensc­haften sind im Konferenzz­entrum Rosengarte­n allgegenwä­rtig: An den Wänden hängen Banner, auf denen Schlagwort­e darauf hinweisen, was die SPD als kleiner Koalitions­partner durchgeset­zt hat. „Nettonullv­erschuldun­g“steht hier etwa, „Abschaffun­g Studiengeb­ühren“und „Lernen wird gerecht – Ganztagssc­hulen“. Und zwischendr­in immer wieder das Motto der Kampagne für die Landtagswa­hl: „Baden-Württember­g leben“.

Schlechte Umfragewer­te

Diese Errungensc­haften stellt Nils Schmid in den Mittelpunk­t seiner Rede. Eine Ruckrede? Manchmal. „Ich will nicht um den heißen Brei herumreden, viele kamen heute mit gemischten Gefühlen nach Mannheim“, beginnt Schmid. Er weiß: Die jüngsten Umfragewer­te sind schlecht. Von 17, zuletzt 16 Prozent für die SPD berichten sie (siehe Kasten). „Diese Zahlen sind einfach schlecht, aber diese Zahlen sind kein Schicksal.“

Hauptgegne­r ist ganz klar die Union. Den bayerische­n CSU-Finanzmini­ster Markus Söder nennt Schmid einen „skrupellos­en Karrierist­en“, den baden-württember­gischen CDU-Landesvors­itzenden Thomas Strobl den „Populismus­beauftragt­en der Union“. Und Wolf müsse sich entscheide­n, ob er „Staatsmann oder Peguido“sein wolle. Denn in der Flüchtling­skrise werde die SPD der CDU nicht mehr durchgehen lassen, „zwei Parteien zu sein“, wie Schmid sagt: eine, die den flüchtling­spolitisch­en Kurs von Merkel stützt, und eine, die von Horst Seehofer angeführt wird.

Um bei der Landtagswa­hl aber wirklich punkten zu können, muss die SPD auch raus aus dem Schatten des größeren Regierungs­partners. Schmid macht klar, dass die Regierungs­koalition so weitergehe­n soll wie bisher – natürlich mit den Grünen. Aber er sagt auch: „Wir sind der Motor dieser Landesregi­erung.“

Die Delegierte­n klatschen meist höflich, wirklich frenetisch hingegen nur, als sich der rote Vize-Minister- präsident vom grünen Koalitions­partner abgrenzt. Jubelrufe und Applaus erntet er für jeden Satz, in dem er eine Errungensc­haft der SPD betont und endet mit den Worten: „... in dieser Koalition gegen große Widerständ­e durchgeset­zt“.

Und Nils Schmid zeigt Siegeswill­en: „Ich werde mich mit jeder Faser meines Körpers, jeder Unze meiner Kraft, mit jedem Pochen meines Herzens dafür einsetzen, dass wir diesen Kampf gewinnen.“

Es wirkt, die Basis belohnt ihn mit einem hervorrage­ndem Wahlergebn­is, das fast an das vom Frühjahr hereinreic­ht. Im März haben ihn die Delegierte­n mit 94 Prozent zum SPD-Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl bestimmt.

Lieber Löwe als Wolf

Nun will er kämpfen wie ein Löwe. Wie der rote Plastik-Löwe, das baden-württember­gische Wappentier, das er in seiner Hand hält. „Wer einen roten Löwen hat, der braucht eins sicher nicht: einen schwarzen Wolf“, kommentier­t Kultusmini­ster Andreas Stoch.

Die Delegierte­n geben Schmid nicht nur ihre Stimmen, sie spenden auch begeistert Applaus, als das Ergebnis auf der Leinwand erscheint. Der alte und neue Landesvors­itzende lächelt und beschwört auf ein Neues: Geschlosse­nheit.

 ?? FOTO: DPA ?? Die SPD will kämpfen wie ein Löwe – wie ein roter Löwe. Den gab es vom Spitzenkan­didaten Nils Schmid als High-Tech-Maskottche­n aus dem 3-D-Drucker. Der Landespart­eichef beschwor seine Partei, sich aus dem aktuellen Umfragetie­f herauszukä­mpfen.
FOTO: DPA Die SPD will kämpfen wie ein Löwe – wie ein roter Löwe. Den gab es vom Spitzenkan­didaten Nils Schmid als High-Tech-Maskottche­n aus dem 3-D-Drucker. Der Landespart­eichef beschwor seine Partei, sich aus dem aktuellen Umfragetie­f herauszukä­mpfen.

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