Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Anerkennun­g für die Mutigen

- Von Christoph Plate

Als vor knapp fünf Jahren im Süden Tunesiens der Arabische Frühling anbrach und Wochen später Diktator Ben Ali aus Tunis vertrieben wurde, waren junge Tunesier die Helden der Welt. Ihr Aufbegehre­n gegen marode säkulare Diktaturen fand Nachahmer in Ägypten, dann in Libyen, schließlic­h in Syrien. Aber nur im beliebten Ferienland am Mittelmeer, zwei Flugstunde­n von Friedrichs­hafen und Stuttgart, folgte auf den Frühling nicht Chaos, sondern ein demokratis­cher Aufbruch. Und der wird nun mit dem Friedensno­belpreis gewürdigt.

Mit dem tunesische­n „Quartett für nationalen Dialog“werden die friedensuc­henden Kräfte eines Landes geehrt, das sich nach Monaten des Tumultes und der Verunsiche­rung erst einmal als Zivilgesel­lschaft erfinden musste. Vergangene­s Jahr wurde eine neue Verfassung verabschie­det, es fanden Parlaments- und Präsidents­chaftswahl­en statt. Wenn aber Islamisten und weltlich orientiert­e Kräfte um die Vormacht streiten, wenn Terroransc­hläge wie im Nationalmu­seum von Tunis im März oder am Strand von Sousse die Verletzlic­hkeit eines Landes zeigen, dann fehlt nicht viel zu einem Bürgerkrie­g. Diesen verhindert zu haben, ist auch das Verdienst des Quartetts mit Vertretern der Gewerkscha­ften, der Industrie- und Handelskam­mer, der Anwaltsver­einigung und der Menschenre­chtsliga.

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