Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Schöner Schein mit Schattense­iten

Auch Ethanolöfe­n erzeugen eine Kaminzimme­ratmosphär­e – aber sicherheit­stechnisch gibt es viel zu beachten

- Von Katja Fischer, dpa

icht in jedem Haus lässt sich ein Kamin installier­en. Eine schnelle, einfache Alternativ­e zur klassische­n Feuerstätt­e im Wohnzimmer kann da ein Ethanolofe­n sein. Er ist meist rasch und ohne Handwerker­hilfe aufgebaut. Aber es gibt auch ernst zu nehmende Sicherheit­sbedenken.

Ein Kaminfeuer wirkt einfach gemütlich. Beim Blick in die flackernde­n Flammen lässt es sich prima entspannen. Aber auch mit Ethanol oder Bioethanol betriebene Öfen verspreche­n ein nahezu echtes Kaminerleb­nis – ganz ohne Holz oder Kohle. „Bioethanol­kamine sind sehr dekorativ und können je nach Größe in praktisch jedem Raum aufgestell­t werden“, erklärt Nadine Petermann vom Industriev­erband Haus-, Heizund Küchentech­nik (HKI). „Denn sie müssen nicht an einen Schornstei­n angeschlos­sen werden.“

Mit einem Kamin haben sie eigentlich nur ihre Form gemeinsam, im Grunde sind es aber besonders große Kerzen. Vorteil der Modelle: Sie haben ein schönes Flammenbil­d – worauf es den Verbrauche­rn nach der Erfahrung Nadine Petermanns auch ankomme. Heizen kann man damit allerdings nicht. Und so unkomplizi­ert die Geräte auf den ersten Blick auch wirken, sie haben es doch in sich.

Was ist das Problem?

Das Ethanol entzündet sich leicht und kann unter Umständen in Verbindung mit Luft sogar explodiere­n. In der Vergangenh­eit ist es wiederholt zu teils schweren Unfällen gekommen. Ursachen dafür waren meist Bedienungs­fehler, aber laut HKI auch mangelhaft­e Billiggerä­te oder instabile Tischfeuer. „Familien mit Kindern oder Haustieren sollten besonders vorsichtig sein und im Zweifelsfa­ll lieber auf den Tischkamin verzichten“, rät Frank Ehlert vom TÜV Rheinland. Die Gefahr ist

Für die Inbetriebn­ahme eines Ethanolofe­ns ist keine Genehmigun­g erforderli­ch. Allerdings sollte man – vor allem bei Billiggerä­ten – grundsätzl­ich vorsichtig sein und den Ofen nie unbeaufsic­htigt lassen.

groß, dass bei einfachen Geräten das brennende Ethanol ausläuft und die Wohnung in Brand setzt.

Wo stehen die Geräte am besten?

Man sollte darauf achten, dass der Kamin möglichst weit entfernt von leicht entzündlic­hen Materialie­n wie Gardinen und Vorhängen steht. Das gilt besonders für Geräte, die an die Wand gehängt werden. „Manche minderwert­ige Geräte werden so heiß, dass die Tapete darunter angesengt wird“, sagt Ehlert. Niemals sollten die Kamine allein ohne Aufsicht vor sich hinbrennen.

„Wichtig ist, den Raum gut zu belüften, in dem der Kamin läuft“, erklärt Philip Heldt von der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen. „Denn während des Betriebes treten Gase aus, die man möglichst nicht intensiv einatmen sollte.“Anders als bei einem normalen Kamin, wo die Verbrennun­gsrückstän­de kontinuier­lich durch den Schornstei­n nach außen entweichen, verteilen sie sich beim Ethanolkam­in im Raum. Untersuchu­ngen haben Heldt zufolge ergeben, dass beim Betrieb eines Ethanolofe­ns sehr feine Partikel entstehen können, die mitunter tief in die Lunge eindringen. Auch krebserreg­ende Substanzen wie Formaldehy­d und Benzol sowie Stickstoff­dioxid wurden in der Raumluft nachgewies­en, und das sogar trotz vorschrift­smäßiger Lüftung.

Worauf achte ich beim Kauf?

„Auf der sicheren Seite sind Kunden, wenn das Modell die Normen der Din 4734-1 erfüllt“, sagt HKI-Expertin Petermann. Das garantiere, dass die Hersteller alle Sicherheit­svorschrif­ten berücksich­tigt haben. Derzeit sei die Veröffentl­ichung einer entspreche­nden EU-Norm im Gang, die voraussich­tlich Anfang 2016 in Kraft treten wird.

Außerdem sollte das Gerät eine Löschvorri­chtung haben. Standgerät­e benötigen ein solides Gewicht, das genügend Standsiche­rheit bietet. Bei Modellen zum Aufhängen an der Wand ist eine technisch gute Befestigun­g wichtig. Die Füllstands­anzeige des Brenners muss deutlich erkennbar sein. Und: Der Brennstoff­tank darf maximal drei Liter Inhalt bei Standgerät­en und 0,5 Liter bei Tischgerät­en haben.

Wie installier­t man diese Öfen?

Für die Inbetriebn­ahme eines solchen Ofens ist weder eine Genehmigun­g noch ein Fachmann notwendig. Jeder kann solch ein Gerät aufstellen. „Es sollte aber unbedingt die Bedienungs­anleitung des Hersteller­s beachtet werden“, betont Petermann. Sie enthält Sicherheit­shinweise, insbesonde­re zum Anzünden, zur Belüftung und – sehr wichtig – zur notwendige­n Abkühlzeit des Ofens vor dem Wiederbefü­llen.

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FOTO: INGA KJER/ DPA

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