Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Vom Winde verweht
Zu den vielen traurigen Nachrichten aus aller Welt gesellt sich eine weitere: Der US-Bundesstaat Kalifornien wird verwüstet. Damit ist nicht gemeint, dass er zur Wüste wird (Geduld, Geduld, das Schlimmste kommt noch ...), sondern dass er zunächst mal wüst im Sinne von hässlich, verschandelt, versaut wird.
Hauptverantwortlicher ist der Gouverneur Kaliforniens, Jerry Brown. Dieser Mensch hat sich erdreistet, ein seit Jahrzehnten bewährtes Verbot, welches dem Landschafts- respektive Städtebild des Westküstenstaats zugutekam, auszuhebeln. Klartext: Die 35 000 Siedlungen Kaliforniens dürfen ab sofort verunziert werden, indem die Bewohner ihre Wäsche im Freien zum Trocknen aufhängen. Der Gouverneur ist der Meinung, die Stromkosten für Wäschetrockner ließen sich dieserart einsparen. Selbst wenn das Kalkül aufgehen sollte: Der Anblick von mit Wäsche bestückten Schnüren muss jedem ordentlichen USAmerikaner als barbarische Verunzierung erscheinen. Wenn man dann noch bedenkt, dass die stilsichere, geschmackvolle Kleidung der Amis nicht nur an ihren Leibern haftet, sondern künftig allüberall vom Winde verweht wird, dann packt einen auch aus der Ferne das Grausen.
Hawaii, Colorado und Florida haben das Wäscheaufhängeverbot ebenfalls aufgehoben und so der kalifornischen Unsitte den Weg bereitet. Vor allem: In diesen Staaten regnet es mindestens drei- bis fünfmal im Jahr. Wenn aber die sich abrupt einfindenden Regentage mit den geplanten Waschtagen zusammenfallen, dann ist guter Rat teuer. (nab)