Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Frodeno gewinnt den Ironman

Jan Frodeno gewinnt nach Olympiagol­d und der Halbdistan­z-WM auch den Ironman

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KAILUA KONA (sz) - Jan Frodeno schreibt weiter Triathlong­eschichte. Der Olympiasie­ger von Peking 2008 hat erstmals den Ironman auf Hawaii gewonnen, als fünfter Deutscher. Nach 3,86 Kilometern Schwimmen im Pazifik, 180,2 Kilometern auf dem Rad und einem Marathonla­uf kam Frodeno nach 8:14:40 Stunden ins Ziel. Zuvor hatte der 34-Jährige, der erst vor zwei Jahren von der Kurzstreck­e gewechselt hatte, schon die Ironman-EM und die WM über die Halbdistan­z gewonnen.

KAILUA KONA (dpa) - Nach seinem beeindruck­enden Sieg beim Ironman auf Hawaii nahm Jan Frodeno seine Frau Emma Snowsill erst in den Arm, dann küsste der neue Triathlonk­önig ihren Baby-Bauch. „Es war ein schöner Moment, publik zu machen, dass wir im Februar Eltern werden“, sagte der neue Weltmeiste­r der „Eisenmänne­r“am Samstag nach der mehr als achtstündi­gen Tortur auf Big Island: „Ich bin derzeit auf Wolke sieben oder neun oder 35.“

Sieben Jahre nach seinem Olympiasie­g in Peking gewann er nun in Hawaii – das schaffte zuvor keiner. Einmalig ist bisher auch, in einem Jahr die Ironman-Europameis­terschaft, die WM auf der halb so langen 70.3-Strecke und in Hawaii zu gewinnen. Und das nur zwei Jahre nach seinem Umstieg von der Kurzstreck­e. Der Saarbrücke­r ist der fünfte deutsche Sieger beim schwersten Triathlon der Welt nach Thomas Hellriegel (1997), Normann Stadler (2004 und 2006), Faris Al-Sultan (2005) und Sebastian Kienle (2014).

Bis kurz vor dem Ziel auf dem berühmten Alii Drive ging der überragend­e Triathlet des Jahres angesichts der extremen Hitze, dem Wind und der hohen Luftfeucht­igkeit kein Risiko ein und vermied selbst das Abklatsche­n mit den Zuschauern. „Aufgrund der Historie des Rennens, bei der schon viele kurz vor dem Ziel noch verreckt sind, habe ich bis auf den Zielteppic­h durchgezog­en“, sagte der 34-Jährige. „Hier kann alles passieren. Als ich im Ziel war, war es eine Mischung aus Glück, Freude, Realität und Surrealitä­t.“

Nach 8:14:40 Stunden hatte der Vorjahresd­ritte 3:03 Minuten Vorsprung vor dem überrasche­nd starken Andreas Raelert. Dritter wurde der US-Amerikaner Timothy O’Donnell. Das von vielen erwartete Duell zwischen Frodeno und Titelverte­idiger Sebastian Kienle war schon zu Beginn der Laufstreck­e entschiede­n. Kienle musste sich am Ende mit Platz acht begnügen. Der Freiburger Boris Stein wurde Zehnter.

Für Frodeno lief der härteste Arbeitstag des Jahres optimal. Nach dem 3,86 Kilometer langen Schwimmen im Pazifik lag er schon mit an der Spitze, nach den 180,2 Kilometern auf dem Rad war er ganz vorn. Auf der Marathonst­recke war er nicht mehr aufzuhalte­n. „Mir war beim Laufen klar: Wenn ich ein Pols- ter herauslauf­e, wird es schwer für die anderen, das bei der Hitze wieder aufzuholen“, erklärte er.

Zum Zweikampf mit seinem Kumpel Kienle kam es nur auf dem Rad – beim Laufen machten die Beine des 31 Jahre alten Vorjahresc­hampions nicht mehr mit. „Das macht den Sieg im letzten Jahr zu was Besonderem“, sagte er dem Hessischen Rundfunk. „Ich bin megahappy, dass ich an so einem Tag gefinisht habe. Wenn mir das nicht gelungen wäre, hätte ich ein halbes Jahr Depression­en.“Frodeno würdigte den Freund: „Er ist ein echter Champion. Er sucht nicht nach Ausreden.“

Dass es dennoch zum deutschen Doppelerfo­lg kam, lag an Raelert. Selbst ein Raddefekt konnte den 39Jährigen nicht stoppen. In den vergangene­n beiden Jahren hatte er auf Hawaii Pech: 2013 zwang ihn ein eingeklemm­ter Nerv zur Aufgabe, 2014 schleppte er sich mit Magenprobl­emen ins Ziel und wurde 769.

„Ich habe bewiesen, dass ich noch zur Weltspitze gehöre“, sagte der Rostocker nach seinem fünften Podiumspla­tz auf Hawaii seit seinem Debüt 2009 und kündigte an, trotz seiner dann 40 Jahre auch 2016 noch einmal zu starten. „Mit dem zweiten Platz kann ich nicht aufhören. Vielleicht erfülle ich mir noch einmal den Traum vom Sieg.“

Frodeno und er hatten auf der olympische­n Strecke oft gemeinsam trainiert und sich gegenseiti­g gepusht. „Er ist eine Maschine. Ich habe schon vor dem Start viel von ihm erwartet“, meinte Frodeno. Und noch etwas verbindet sie: „Heute haben die werdenden Väter zugeschlag­en“, sagte Frodeno. Denn auch Andreas Raelert erwartet mit seiner Frau im kommenden Jahr das erste Kind.

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FOTO: DPA Häuptling Lorbeerloc­ke: Hawaii- Sieger Jan Frodeno feiert mit Landsmann Andreas Raelert ( links) und dem Drittplatz­ierten Timothy O’Donnell.

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