Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Nationalmannschaft für EM qualifiziert
Mit einem wenig überzeugenden 2:1 gegen Georgien qualifiziert sich Deutschland für die EM 2016 in Frankreich
LEIPZIG (dpa) - Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hat sich für die EM 2016 in Frankreich qualifiziert. Das Team gewann am Sonntagabend in Leipzig gegen Georgien mit 2:1 (0:0) und sicherte sich den Gruppensieg vor Polen. Drei Tage nach der 0:1-Niederlage in Irland erzielten Bayern-Profi Thomas Müller und Max Kruse vom VfL Wolfsburg die Tore für den Weltmeister. Am 12. Dezember werden die Gruppen für die Europameisterschaft ausgelost.
LEIPZIG (dpa/sz) - Siegtorschütze Max Kruse brachte es auf den Punkt. „Irgendwann müssen wir uns etwas einfallen lassen“, sagte der Wolfsburger Angreifer nach dem ebenso mühsamen wie glücklichen 2:1 (0:0) am Sonntagabend in Leipzig gegen Georgien. Der 0:1-Niederlage am Donnerstag in Irland war eine vor allem in Halbzeit zwei erschreckend schwache Vorstellung gegen die mutigen Gäste gefolgt. Dennoch: Wenn auch ohne Esprit und mit viel Mühe, so hat sich Weltmeister Deutschland – wie immer seit 1972 – für die EM qualifiziert. Das Team des erstaunten Bundestrainers Joachim Löw gewann durch das späte Kruse-Tor (79.) und schaffte damit als Gruppensieger den Sprung zur Endrunde im Sommer 2016 in Frankreich.
Niersbach: „Schwamm drüber“
„Da liegt noch viel Arbeit vor uns“, sagte Bundestrainer Joachim Löw nach dem Abpfiff bei RTL und nörgelte: „Das ist nicht unser Standard. Wir können heute das gleiche Lied singen wie gegen Irland.“Wolfgang Niersbach sah es dann doch etwas gelassener. „Schwamm drüber! Wir sind dabei – und das zählt“, sagte der DFB-Präsident.
Trotz eines Dutzends bester Chancen benötigte das Löw-Team am Sonntag allerdings ein von Thomas Müller genutztes Elfmeter-Geschenk (50.), um in Führung zu gehen. Nach dem Ausgleich des Weltranglisten-110. durch Jaba Kankawa (53.) musste Torwart Manuel Neuer tatsächlich mit mehreren Glanzparaden weitere Treffer der Georgier verhindern. „Ich weiß es auch nicht, was los ist“, sagte Neuer nach der Partie ratlos. „Im Training machen wir 50 Tore, jeder Ball geht rein – und dann tun wir uns so schwer ...“
Dabei war die Lage klar: Ein Sieg und dazu noch ein überzeugender Auftritt hätten es sein sollen vor heimischem Publikum in Leipzig. Nach einer Abtastphase erarbeitete sich die DFB-Elf dann auch Chance um Chance. Nicht mal zwei Minuten waren gespielt, da zog Müller aus knapp 16 Metern ab, Torwart Nukri Rewischwili war aber zur Stelle. BayernProfi Müller wirkte vom Anpfiff weg agiler als in Irland – so wie zunächst die gesamte Mannschaft. Nur ein Tor wollte partout nicht fallen. Allein Marco Reus hätte mehrfach treffen können, scheiterte aber fahrlässig wie in den Minuten 12, 18, 31, 34 und 37 – entweder an der eigenen Unkonzentriertheit oder an Georgiens Keeper Rewischwili. Der 28 Jahre alte Schlussmann von Mordowia Saransk hatte auch schon zu Beginn gegen Ilkay Gündogan hervorragend geklärt.
Löws Forderung nach Effizienz wurde an diesem Abend nicht erhört. Er hatte sein Team im Gegensatz zur Partie in Irland wieder in der gewohnten 4-2-3-1-Formation auf den Rasen geschickt, als Sturmspitze sollte sich Wolfsburgs André Schürrle versuchen. Mario Götze hatte das Team verletzt bereits verlassen, Kapitän Bastian Schweinsteiger musste erneut wegen seiner Leistenbeschwerden passen. Der England-Legionär beobachtete die Torschusspanik mit Sorge von der Bank aus.
Beinahe hätten sich die verpassten Gelegenheiten schon in Hälfte eins böse gerächt. Bedanken konnte sich das Team in der 27. Minute aber bei Keeper Neuer. Nach einem Querpass von Waleri Kasaischwili konnte der Bayern-Keeper den Schuss von Tornike Okriaschwili klären.
10:1 Schüsse aus deutscher Sicht, 5:1 Versuche Richtung georgisches Tor – aber auch nach 45 Minuten kein Treffer. Zu wenig Inspiration kam über außen, in Abwesenheit Schweinsteigers verschleppten Gündogan und Toni Kroos teilweise die Angriffe. Pfiffe wurden laut in Leipzig. Aus leichtem Unmut wurde nach dem Wiederanpfiff nach kurzem Jubel Ungläubigkeit. Zunächst schien der Bann gebrochen, als Müller den an Mesut Özil von Kankawa verwirkten Elfmeter zu seinem neunten Tor in der Qualifikation verwandelte. Kurz danach konnte Neuer bei einem Schuss Richtung Winkel von Nika Kwekweskiri entschärfen. Als Kankawa aber nach einem Eckball und einer Kopfballabwehr in die Mitte von Hector aus 16 Metern abzog, war auch der DFB-Torwart machtlos.
Statt Sicherheit zu gewinnen, verlor das deutsche Spiel nun jegliche Struktur. Waleri Kasaischwili scheiterte nach einem Solo, im Strafraum des Weltmeisters herrschte mitunter heilloses Durcheinander. Die Georgier, die in bislang vier Spielen gegen die deutsche Mannschaft vier Niederlagen kassiert hatten, waren der Führung phasenweise näher als die Gastgeber. Zum Glück brachte Löw Kruse für den schwachen Schürrle – und der traf drei Minuten später.