Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kommissar Zufall hilft
Amtsgericht verhandelt gegen zwei mutmaßliche Taxiräuber.
FRIEDRICHSHAFEN - Das Amtsgericht Tettnang verhandelt ab dem kommenden Mittwoch einen Fall, der vor drei Jahren für große Nervosität bei den Taxifahrern in Friedrichshafen gesorgt hatte. Ein Kollege war damals in eine Falle gelockt und ausgeraubt worden. Erst Anfang dieses Jahres konnte die Polizei die Täter ermitteln – durch einen glücklichen Zufall.
Es ist die Nacht zum 31. August 2012, um kurz vor 1 Uhr, als ein damals 37-jähriger Fahrer zu einem Kiosk am Hinteren Hafen gerufen wird. Dort warten allerdings keine Fahrgäste auf ihn, sondern zwei Männer, die auf Bares aus sind. Einer von ihnen öffnet die Beifahrertür des Taxis und zieht nach einem kurzen Gespräch mit dem Fahrer plötzlich eine Pistole – eine Gaspistole, wie sich später herausstellen sollte. Sein Komplize fordert daraufhin die Herausgabe der Geldbörse. Die beiden Täter erbeuten die Tageseinnahmen in Höhe von 330 Euro und verschwinden anschließend in der Dunkelheit. Außer einer knappen Personenbeschreibung hat die Polizei keine Hinweise: 20 bis 25 Jahre alt sollen die Räuber sein, mit höchstens 165 Zentimetern relativ klein, schwarze Kapuzen-Shirts sowie helle Hosen sollen sie getragen haben.
Die Spurenlage ist äußerst dünn. Fotos, die die Polizei dem ausgeraubten Fahrer vorlegt, bringen keinen entscheidenden Hinweis. Mehr als zwei Jahre tappen die Ermittler im Dunkeln, bevor ihnen Kommissar Zufall zu Hilfe kommt. Einer der beiden jungen Männer gerät nämlich im Herbst des vergangenen Jahres wegen einer Drogengeschichte ins Visier der Polizei. Bei der Auswertung seines Smartphones finden die Spe- zialisten einen Screenshot – also ein Foto – des Zeitungsberichts über den Taxiraub in Friedrichshafen. Gespeichert sind auf dem Gerät auch noch Kurznachrichten, die zur Tat vom August 2012 passen. Aus Sicht von Polizei und Staatsanwaltschaft fügen sich die Indizien zu einem stimmigen Bild zusammen. „Das war ein Zufallstreffer“, sagt Karl-Josef Diehl, Sprecher der Staatsanwaltschaft Ravensburg, über den Ermittlungserfolg.
„Schwere räuberische Erpressung“lautet nun der Vorwurf, für den sich die beiden jungen Männer vor dem Amtsgericht Tettnang verantworten müssen. Weil sie zum Tatzeitpunkt 17 und 19 Jahre alt waren, wird der Jüngere der beiden mutmaßlichen Taxiräuber nach Jugendstrafrecht behandelt, beim anderen ist die Entscheidung noch offen. Beide haben bei den Vernehmungen die Tat abgestritten.