Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Asyl: CDU-Jugend widerspric­ht Parteispit­ze

Löbel: „Kapazitäts­grenze überschrit­ten“– Strobl, Wolf und Kauder gegen Aufnahmest­opp

- Von Kathrin Drinkuth

BAD SAULGAU (lsw) - Mit einer erneuten Forderung nach einem vorläufige­n Aufnahmest­opp von Flüchtling­en ist der Chef der Jungen Union (JU) im Südwesten bei führenden CDU-Politikern auf Kritik gestoßen.

„Wir haben unsere Kapazitäts­grenze schon längst überschrit­ten“, sagte Nikolas Löbel am Samstag beim Landestag des CDU-Nachwuchsv­erbands in Bad Saulgau (Kreis Sigmaringe­n). Deutschlan­d könne nicht weiter grenzenlos Menschen aufnehmen. Volker Kauder, Unionsfrak­tionschef im Bundestag, sowie CDU-Landeschef und -Bundesvize Thomas Strobl machten in ihren Reden dagegen deutlich, dass sie von Forderunge­n nach einem Aufnahmest­opp wenig halten. Der ehemalige bayerische Ministerpr­äsident Edmund Stoiber (CSU) wiederum sprach von „einer Art Entgrenzun­g Deutschlan­ds und Europas“.

„Es muss klar sein, dass das, was wir vorschlage­n, auch machbar ist“, sagte Kauder. Weder Zäune noch eine Sicherung der Grenze durch Polizei und Bundeswehr seien eine Lösung: „Keine Stunde würde es die Mehrzahl der deutschen Bevölkerun­g aushalten, wenn Bilder kämen, wie Soldaten mit Knüppeln auf Frauen einschlage­n, die mit ihren Kindern über die Grenze wollen.“Stattdesse­n verwies Kauder auf das geplante Asyl-Gesetzespa­ket. „Wer ein Bleiberech­t hat, dem geben wir eine Perspektiv­e.“Menschen ohne Bleiberech­t müssten aber schnellstm­öglich dieses Land verlassen. Ähnlich argumentie­rten Strobl und der CDUSpitzen­kandidat für die Landtagswa­hl, Guido Wolf.

Stoiber sagte, er halte es für „unmöglich“, dass die Bundesrepu­blik und die Europäisch­e Union gegenwärti­g nicht wüssten, „wer zu uns kommt und wie viele zu uns kommen“. „Der Staat muss nicht nur das Staatsgebi­et kennen, er muss auch die Menschen, das Staatsvolk, und alles, was dazugehört, kennen.“

Die rund 200 Delegierte­n bestätigte­n Löbel als Landeschef der CDU-Nachwuchso­rganisatio­n im Südwesten. Der 29-Jährige erhielt 84,2 Prozent der Stimmen. Er hat das Amt seit 2011 inne.

Neben der Flüchtling­sdebatte war die Landtagswa­hl im März 2016 Thema des JU-Landestags. Löbel attackiert­e die grün-rote Landespoli­tik – allen voran Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne). „Da tritt ein altersschw­acher Ministerpr­äsident zur Wiederwahl an. Und jeder von uns weiß: Der schafft keine fünf Jahre mehr.“

Für diese verbale Attacke bekam Löbel empörte Kritik von Grünen und SPD. CDU-Spitzenkan­didat Guido Wolf müsse den 29-Jährigen in die Schranken weisen, sagte Europamini­ster Peter Friedrich (SPD). „Besser noch: Er weist ihm die Tür. Wolf selbst hat für Anstand im Wahlkampf geworben. Offensicht­lich ist die Verzweiflu­ng so groß, dass man jetzt jede Scham verliert.“

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FOTO: DPA Nikolas Löbel bleibt Chef der Jungen Union im Südwesten.

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