Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Straches großes Ziel ist das Kanzleramt
Österreichs bekanntester Rechtspopulist scheut in der Flüchtlingskrise die schrillen Töne, um respektabel zu wirken
WIEN (dpa) - Sein Stil hat sich verändert. Heinz-Christian Strache ist, wie er selber meint, „ruhiger und gelassener“geworden. „Aus dem Polterer ist ein Politiker mit Regierungsimage geworden“, sagt die österreichische Politologin Kathrin StainerHämmerle. Genau da will der 46-jährige Rechtspopulist hin: Unbedingt in die Regierung, am besten in die Bundesregierung.
Sein Problem: Noch grenzen fast alle die FPÖ und ihren Chef aus. Und genau in dieser „Opferrolle“sonnt sich der gelernte Zahntechniker. Denn er weiß, dass inzwischen – zumindest laut Umfragen – jeder dritte Österreicher auf seiner Seite ist.
Die Vita des Wieners spielt am rechten Rand. Als junger Mann machte er bei „Waldspielen“mit, die an Wehrsportübungen erinnerten. So sorgten Fotos für Aufsehen, die ihn in Militärkluft mit Rechtsradikalen zeigten. Im Haus eines Rechtsextremen, mit dessen Tochter er liiert war, ging er ein und aus. Die FPÖFunktionäre, die er um sich schart, stammen oft aus dem Kreis der national-konservativen schlagenden Burschenschaften. Strache focht 2014 als Mitglied der Verbindung „Vandalia“ein Duell mit stumpfen Waffen gegen einen Salzburger Arzt, von dem er sich beleidigt fühlte.
Straches politischer Ziehvater war der Rechtspopulist Jörg Haider (1950-2008), mit dem er sich nicht immer einig war. Als Haider 2005 die FPÖ verließ und das Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) gründete, war der Weg für Strache frei.
Inzwischen ist der geschiedene zweifache Vater dabei, die FPÖ zumindest dem Anschein nach mehr in die politische Mitte zu rücken. So wurde im Vorfeld der Europawahl 2014 der damalige EU-Spitzenkandidat der FPÖ Andreas Mölzer aus der Kandidatur gedrängt, weil er von einem „Negerkonglomerat“gesprochen und die EU mit dem Nazi-Regime verglichen hatte.
Unbestritten ist Strache der aktuelle Held der FPÖ. Spätestens mit der europäischen Flüchtlingskrise reiht sich ein Erdrutsch-Sieg an den nächsten. Wenn das so weitergeht, trifft der Slogan der Dragqueen und Gewinnerin des Eurovision Song Contests, Conchita Wurst, ausgerechnet auf den für seine Toleranz nicht übermäßig bekannten Strache zu: „We are unstoppable“.