Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Peinliche EU

- Von Christoph Plate c. plate@ schwaebisc­he. de

Die Muster der letzten Terroransc­hläge ähneln sich: Linke und Kurden versammeln sich, um zu demonstrie­ren, dann wird eine Bombe gezündet, Dutzende sterben, die Selbstmord­attentäter werden enttarnt, nicht aber ihre Hintermänn­er. Nach ähnlichem Muster weisen sich nach den Anschlägen auf eine Friedensde­monstratio­n in der türkischen Hauptstadt linke Gruppen und staatstrag­ende Islamisten die moralische oder praktische Schuld an dem Blutbad zu.

Würden die jetzige Regierung in Ankara oder Präsident Recep Tayyip Erdogan eine minutiöse Aufklärung über die Ereignisse vorlegen, widerspräc­he das allen bisherigen Erfahrunge­n mit der AKP-Partei.

Erdogan und seine Getreuen stehen unter immensem Druck, bei den Parlaments­wahlen Anfang November klare Mehrheitsv­erhältniss­e zu schaffen. Da würde es nicht ins Bild passen, wenn die Polizei oder der Inlandsgeh­eimdienst bei der Verhinderu­ng des Anschlags von Ankara versagt hätten oder sich die bisher pfleglich behandelte Terrormili­z Islamische­r Staat als Urheber entpuppte.

Nach den Ereignisse­n vom Samstag stellt sich die Frage, wie die Europäisch­e Union oder auch Berlin in Zukunft mit dieser Türkei, ihrer Regierung und ihren Geheimdien­sten umgehen wollen. Dass die Liebediene­rei der EU-Granden bei Erdogans Besuch vergangene Woche in Brüssel peinlich und politisch unverantwo­rtlich war, wird nach den Anschlägen deutlich.

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