Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Gemeinsame Ziele beachten
Zum Artikel „ Es muss nicht immer Bio sein“( 5.10.): Es ist erfreulich, wenn sich auch Milchbauern zu Erzeugergemeinschaften zusammenschließen. Noch erfreulicher ist, wenn sie dabei das Augenmerk auch so sehr auf das Tierwohl richten, wie Renz betont. Unangebracht sind aber die ständigen Seitenhiebe auf Bio. Natürlich sind auch in der Bio-Landwirtschaft noch viele Fragen offen; doch hat sie in den 90 Jahren forschender und praktischer Arbeit auch schon viele gute Wege gefunden, um lebendige und wahrhaft nachhaltige Kreisläufe zu entwickeln. Ziel ist, die Böden nachhaltig zu verbessern, statt sie mit synthetischen, unter hohem Energieaufwand hergestellten Düngern langfristig auszulaugen. Statt fünfmal zu mähen, werden Wiesenkräuter gefördert, die der Artenvielfalt wie der Tiergesundheit dienen. Die Fütterung ist weitestgehend hofgebunden. Statt möglichst hoher – zu hoher – Milchleistungen geht es um möglichst vielfältige Pflanzen- und Tiergesellschaften, wenn nicht auf einem einzelnen Hof, so in Höfeverbünden. Die Prämie für Ökowirtschaft kompensiert ein wenig die Umweltleistungen und erreicht bei Weitem nicht die Höhe der Prämien für den so schädlichen Maisanbau. Rein aus finanziellen Gründen und ohne Überzeugung sollte sowieso keiner umstellen. Es sollten aber nicht BioBauern gegen konventionelle ausgespielt werden: Gegenüber den Entwicklungen weg von Bauernhöfen hin zu agrarindustriellen Strukturen sollten die gemeinsamen Ziele nicht aus den Augen verloren, sollte eine solidarische Haltung gefunden werden.
Dorothea Heim-Klemm,
Rot an der Rot
Echter Neubeginn nötig
Zum Artikel „ Seelsorge war gestern“( 28.9.): Gar mancher hat sich bei der Lektüre dieses Berichts erstaunt die Augen gerieben. War es doch nicht weniger als eine Bankrotterklärung der beiden katholischen Pfarrer in Ravensburg bezüglich des aktuellen Zustandes ihrer Gemeinden. Alles in allem wenig erfreulich, wohin sich diese in den letzten Jahrzehnten entwickelt haben. Gründe hierfür waren nicht nur die schwieriger gewordene religiöse Großwetterlage oder diverse Kirchenskandale, sondern durchaus auch eher hausgemachte Probleme. So könnte es durchaus die Konsequenz einer Pastoral sein, die sich seit Jahr und Tag primär um die Pflege ihrer Immobilien, ihrer Finanzen und Verwaltungsstrukturen kümmert, statt auf die Anliegen und Nöte der Menschen zu schauen. Oder braucht sich ein Pfarrer noch zu wundern, wenn er vor lauter Lust am Bauen keine Zeit mehr hat für Seelsorge und geistliche Leiterschaft und deshalb die Leute, insbesondere die Jüngeren, mehr und mehr wegbleiben? Da hilft auch kein „Ravensburger Konzil“, wie vor zwei Jahren, wenn hinterher alles beim Alten bleibt. Da braucht vielmehr mehr einen echten Neubeginn, um verlorenes Vertrauen wieder aufzubauen.
Werner Walter, Ravensburg
Orbans Politik ist undankbar
Zum Artikel „ Seehofer und sein Grenzschutzkapitän“( 24.9.): Orban hat wohl vergessen, dass bei der ungarischen Revolution 1956 viele Hunderttausende seiner Landsleute auch nicht nach Grenzen fragten und einfach nach Österreich flüchteten. Über Nacht standen sie da, auch im hintersten Vorarlberg. Allein in unserem Haus waren auf einmal sieben Ungarn. In diesem geschichtlichen Rückblick ist Orbans Politik einfach nur undankbar.
Ingrid Baur, Kißlegg
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