Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Ensemble soll beweglicher werden
„Der Kaufmann von Venedig” steht am Anfang eines Neustarts, in dessen Verlauf der Hausherr Matthias Lilienthal die Kammerspiele weiter in Richtung neuer Produktionsformen öffnen und das Rückgrat des deutschen Stadttheaters neu definieren will: das Ensemble. Die Kammerspiele werden noch internationaler agieren und mit freien Gruppen zusammenarbeiten. Das Ensemble soll beweglicher werden und sich mehr in Richtung Performance und Tanz öffnen. Die Gretchenfrage, die im Vorfeld immer wieder gestellt wurde: Ist das der Anfang vom Ende des Ensembletheaters? Das Eröffnungswochenende zeigt nun, dass Lilienthal weiterhin Ensemble- Produktionen anbietet. Hinzu kommen aber Theaterkünstler wie der Libanese Rabih Mroué, der am Samstag zusammen mit der palästinensischen Performerin Manal Khader „ die Entwicklung und Veränderung von politischen Konflikten” untersuchte. Weiter im Eröffnungsreigen geht es etwa mit einer Bühnenfassung des Visconti- Films „ Rocco und seine Brüder”, mit dem sich der australische Regisseur Simon Stone in München vorstellt. Dass dieses zur Welt hin geöffnete Theater auch als Provokation verstanden werden kann, zeigt das Outdoor- Projekt „ Shabbyshabby“, in dem Theaterbesucher sich für eine Nacht in improvisierten Stadtraum- Unterkünften einmieten können. Manche sehen wie Asyl- Zelte aus, eines fiel bereits einem Brandanschlag zum Opfer. ( jüb)