Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Die Tücken der Autoversicherung
Wahl des richtigen Tarifs beeinflusst Kosten erheblich – Vergleichsportalen misstrauen
BERLIN - Jeder zweite Autofahrer kann bei einer Veränderung seiner Tarifmerkmale für die Kfz-Versicherung Kosten sparen. Denn noch immer bezahlt die Hälfte der Versicherten den Beitrag monatlich oder vierteljährlich. Das ist viel teurer als die Zahlung einer Jahresprämie, wie das Verbraucherportal Finanztip ermittelt hat. Bei einem Musterkunden, einem 36-jährigen Golf-Besitzer aus Dresden, macht dies immerhin eine Ersparnis von 151 Euro im Jahr aus. „An anderen Orten und mit anderen Autos sieht es ähnlich aus“, sagt Hermann-Josef Tenhagen, Chefredakteur der Webseite.
Teure Mitfahrer
Auch andere Merkmale eines Versicherungstarifs wirken sich direkt auf die Höhe der Prämie aus. Kräftig zu Buche schlagen beispielsweise Mitfahrer, vor allem, wenn sie jung sind. Im Beispielfall reduzieren sich die Kosten durch die alleinige Nutzung des Fahrzeugs um 1,231 Euro im Jahr. Auch eine Werkstattbindung, bei der die Versicherung im Schadenfall den Reparaturbetrieb vorgibt, sowie eine Selbstbeteiligung an der Kaskoversicherung mindern die Beitragslast .
Das Jahresende ist die Wechselzeit in der Kfz-Versicherung. Bis Ende November kann die alte Versicherung gekündigt werden. Finanztip hat anhand von 16 Kundenprofilen deshalb die Unterschiede zwischen den teuersten und den günstigsten Anbietern ermittelt. Eine generelle Empfehlung will Tenhagen nicht aussprechen, da die Prämienhöhe von vielen individuellen Faktoren abhängt. „Die beste Versicherung gibt es nicht“, betont der Experte. Aber durch ein geschicktes Vorgehen beim Vergleich der Angebote könnten viele Autofahrer wenigstens 100 Euro im Jahr sparen.
Im Durchschnitt schlägt die Haftpflichtversicherung mit 245 Euro im Jahr zu Buche. 303 Euro kostet eine Vollkaskopolice, 88 Euro ein Teilkaskovertrag. Wie groß die Preisdifferenzen sind, zeigt ein Vergleich der jeweils günstigsten Angebote mit dem des Marktführers Allianz. „Im Durchschnitt ist die Allianz 25 Prozent teurer“, sagt Tenhagen.
Finanztip hat auch die Vergleichsportale im Internet unter die Lupe genommen. Nur Check 24, Verivox, Ino24 und Nafi-Auto erfüllten die Anforderungen der Tester, weil sie keine sensiblen Daten abfragen und alle Mindestkriterien für eine gute Police bieten. Dazu fragten die Verbraucherschützer noch die Angebote beim Online-Versicherer HUK 24 ab, der häufig durch günstige Tarife auffällt, aber von keinem Vergleichsportal berücksichtigt wird.
„Der Vergleich sollte immer im Internet beginnen“, rät Tenhagen. Auf ein einziges Portal können sich die Kunden allerdings nicht verlassen. Denn keines liefert verlässlich stets den günstigsten Tarif, weil die Auswahl der Anbieter nicht vollständig ist. Am besten schnitt im Test Check 24 ab, gefolgt von Verivox und Nafi-Auto. Die von diesen Portalen angepriesenen Tarife lagen im Schnitt nur zwischen fünf und zehn Prozent über dem preiswertesten Angebot am Markt. Die maximale Abweichung von den besten Angeboten kann für den Kunden im schlimmsten Fall einige Hundert Euro teuer werden.
Portale vergleichen
Deshalb rät Tenhagen dazu, für die Auswahl eines Tarifs wenigstens auf zwei Internetportalen nach Angeboten zu suchen. Das dauert nach seinen Erfahrungen zwar gut eine Stunde, weil die Eingabemasken umfangreich sind. Doch nur auf diese Weise ist die Wahrscheinlichkeit hoch, auch eine der günstigsten Policen herauszufiltern. Vor der Werbung mit Top-Tarifen auf den Internetseiten der Portale warnt Tenhagen. Drei von vier angeblichen Superpolicen hätten sich im Test als teurer als die billigste am Markt verfügbare erwiesen.
Viele Autokäufer schließen einen Vertrag gleich mit dem Kauf ihres Neuwagens ab. Davon rät Finanztip in den meisten Fällen ab. Denn die von den Herstellern angebotenen Tarife sind in der Regel deutlich teurer als Offerten von Ver- gleichsportalen. Bei Mercedes lagen die Kosten im Durchschnitt 30 Prozent höher, bei BMW sogar 74 Prozent. VW, Audi und Toyota verweigerten laut Finanztip die Teilnahme am Vergleich. Allerdings bieten die Hersteller bisweilen auch besonders günstige Versicherungskonditionen, um den Verkauf ihrer Modelle anzukurbeln. In diesen Fällen kann sich der Abschluss eines Vertrags durchaus lohnen. Die Ergebnisse der Untersuchung bieten die Verbraucherschützer unter www.finanztip.de
„Die beste Versicherung gibt es nicht“
Verbraucherexperte Hermann-Josef Tenhagen