Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Zwischen Sokrates und dem Affen
„So samma mia“: Kabarettist Bruno Jonas erklärt die Welt aus bayerischer Sicht
FRIEDRICHSHAFEN (flo) - Es ist das identitätsstiftende Mantra der Bayern: „Mia san mia.“Doch warum san die Bayern eigentlich so? Bruno Jonas, Altmeister der deutschen Kababarettszene, hat’s am Freitagabend im Bahnhof Fischbach erklärt.
Viel Dekoration braucht’s nicht. Links auf der Bühne steht eine Sokratesbüste, rechts eine Schimpansenbüste, im Hintergrund ein Biertisch – in diesem Spannungsfeld sinniert und philosophiert Bruno Jonas über den „Homo bavarius erectus“, in dem sich zurückgebliebene Römer, runtergekommene Böhmer und fußkranke Wirtshaussuchende vereinigt haben. Bayern sei nämlich durch Zuwanderung entstanden, erklärt Jonas. Er stellt auch klar, dass schon in afrikanischen Primaten etwas Bayerisches gesteckt haben muss, als sie von den Bäumen gestiegen sind. So habe die niederbayerische Evolutionsforschung gewisse Ähnlichkeiten bei den Kopfformen festgestellt: „ausgeprägter Unterkiefer, große Fresse, wenig Hirn“.
Bruno Jonas lässt seine Zuhörer tief in die bayerische Seele blicken. „Nur dahoam ist der Bayer glücklich“, stellt der Kabarettist klar. Darum sage der Bayer auch gern: „Schau, dass hoam kimmst.“Es gibt aber natürlich auch andere Bayern, zum Beispiel diejenigen, die Flüchtlingszügen einen begeisterten Empfang bereiten. Darüber, dass Angela Merkel dieses Verhalten „atemberaubend“nannte, kann sich Jonas lautstark empören. „Warum sagt sie das? Hat sie dieses Maß an Mitmenschlichkeit am Münchner Hauptbahnhof etwa nicht erwartet?“, schreit er in den Saal. Als probates Mittel, die Flüchtlingskrise in den Griff zu kriegen, schlägt der bayerische Grantler übrigens vor, Albanien zum 17. Bundesland zu machen. Für den Job des albanischen Ministerpräsidenten fällt ihm auch sofort ein Kandidat ein: Markus Söder. Und eine Woche, nachdem 25 Jahre deutsche Einheit gefeiert wurde, trauert er doch ein wenig den vergangenen Zeiten hinterher: „Die DDR hat nämlich auch ihre guten Seiten gehabt – Flucht war verboten.“
Zweieinhalb Stunden erklärt Bruno Jonas am Freitag das große Ganze aus bayerischer Sicht – und wartet auch mit so manch einer beunruhigenden These auf. Englische Forscher haben nämlich herausgefunden, dass der Mann ausstirbt, in 15 Millionen Jahren soll es soweit sein. Und warum: „Weil Männer nicht artgerecht gehalten werden“, entfährt es ihm.
Sei es das bayerische Abitur, der genetische Unterschied zwischen Affen und Menschen (0,6 Prozent!!!), der Sexualunterricht in Baden-Württemberg oder die niederbayerische Vernunftsbegabung – bei seinem herzinnigsten Wunsch, „Konsens herzustellen“, streift Bruno Jonas viele Themen. Am Ende hat er auch Erfolg: Gemeinsam singt das Publikum „Ade zur guten Nacht“.