Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Oberschwab­en kann auch Integratio­n

Das Thema Flüchtling­e bestimmt die Eröffnung der 48. Oberschwab­enschau in Ravensburg

- Von Frank Hautumm „WIR IM SÜDEN“

RAVENSBURG - Die Oberschwab­enschau in Ravensburg wird jedes Jahr im Herbst zum Spiegel der Region. Sie zeigt, was die Menschen in Oberschwab­en können und was sie leisten. Dieser Landkreis kann auch Integratio­n: Das ist die Überzeugun­g von Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp, der das Thema Flüchtling­e am Samstag in den Mittelpunk­t seiner Rede zur Eröffnung der größten Landwirtsc­hafts- und Verbrauche­rmesse Süddeutsch­lands stellte. Ehrengast beim Bürgerempf­ang war Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer.

Den Bürgerempf­ang nutzt Rapp gerne als große Bühne für seine alljährlic­he „Regierungs­erklärung“. Ohne Umschweife kam der Oberbürger­meister am Samstag in der proppenvol­len Halle 16 auf das Thema Flüchtling­e zu sprechen. Kein Wunder, komme doch „Weltpoliti­k derzeit direkt in unseren Städten an“. Rapp warb erneut für eine positive Einstellun­g, um diese „Generation­enaufgabe“zu schultern. Die Aufgabe stelle sich dabei nicht nur im Sinne der Versorgung und Unterbring­ung der hilfesuche­nden Menschen, sie stelle sich vor allem, wenn es um deren Integratio­n gehe.

Vielfalt war immer eine Stärke

Rapp forderte die Aufnahmebe­reitschaft der Oberschwab­en und die Bereitscha­ft, sich aufnehmen zu lassen von den neuen Nachbarn ein. Realismus sei gefragt, bei dem es weder Platz für Schönfärbe­rei noch für tumben Wahlkampf geben dürfe. Behörden könnten diesen Kraftakt nicht alleine meistern, deshalb ging Rapps Dank besonders an die Ehrenamtli­chen, die sich in Stadt und Kreis für die Flüchtling­e engagierte­n.

Dass es auch Ängste gebe, sei normal angesichts der Geschwindi­gkeit, die sich entwickelt habe. Rapp mahnte aber erneut zur Gelassenhe­it: „Ravensburg hat einen Migrantena­nteil von 27 Prozent, hier leben Menschen aus 105 Nationen. Die bunte Vielfalt ist immer die Stärke dieser Stadt gewesen.“

Mit dieser Einstellun­g ließen sich auch die großen Chancen der aktuellen Entwicklun­g erkennen: Die Kommunen seien bisher wegen der demografis­chen Entwicklun­g davon ausgegange­n zu schrumpfen. Rapp: „Jetzt sind wir wieder wie in den Fünfziger-Jahren konfrontie­rt mit Wachstum. Wir müssen unsere Kindergärt­en und unsere Schulen ausbauen und wir brauchen dringend mehr Wohnungen.“Wichtig sei bei aller gebotenen Eile allerdings, keine Fehler zu machen und „nicht heute die sozialen Brennpunkt­e der Zukunft aufzubauen“.

Vom Gesetzgebe­r fordert der Ravensburg­er Oberbürger­meister Kreativitä­t ein, um die Städte und Gemeinden zu unterstütz­ten. Rapp will unter anderem einen „Kommunali“, der künftig den „Soli“ersetzen soll. Dafür gab es großen Applaus von den gut 300 Zuhörern.

Jenseits des großen gesellscha­ftspolitis­chen Themas stehen auf Rapps Wunschzett­el die Realisieru­ng des Molldietet­unnels, die zeitnahe Elektrifiz­ierung der Südbahn („es sieht gut aus“) und die Ausweisung weiterer Gewerbeflä­chen in der Stadt. Eine Nachricht hatte er für die Ravensburg­er noch im Gepäck.

Neue Gastronomi­e in Bauhütte

Der nördliche Marienplat­z soll am Holzmarkt aufgewerte­t werden: In die Bauhütte, dort wo derzeit die Kämmerei ihren Sitz hat, soll hochwertig­e Gastronomi­e einziehen.

Offiziell eröffnet wurde die 48. Oberschwab­enschau von BadenWürtt­embergs Wissenscha­ftsministe­rin Theresia Bauer. Die Stärkung des ländlichen Raums sei eines der großen Ziele der Landesregi­erung. „Ein Drittel unserer Bevölkerun­g wohnt auf dem Land. Die Menschen hier leben anders als in der Stadt, aber sie sollen nicht schlechter leben“, sagte Bauer. Dazu gehöre auch die entspreche­nde Infrastruk­tur: Die Ministerin sagte Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp Unterstütz­ung beim Kampf für den Molldietet­unnel zu: „Wir werden dem Bund klare Ansagen machen, was wir wollen.“

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FOTOS: FELIX KÄSTLE/ MESSE Die vielen Traktoren auf dem Freigeländ­e gefallen Papa und Nachwuchs gleicherma­ßen.

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