Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Das gewagte Spiel geht auf
Die deutschen Volleyballer stehen nach einem 3:0 über Tschechien im Achtelfinale
(dpa/SID/sz) - Auf den letzten Drücker haben sich die deutschen Volleyballer bei der EM in Bulgarien und Italien ein Ticket für die K.o.Runde gesichert. Im Schnelldurchgang bezwang der WM-Dritte am Sonntag in Sofia in seinem Gruppenfinale Tschechien mit 3:0 (25:14, 25:14, 25:16) und darf weiter von seiner ersten EM-Medaille träumen. Nach Pleiten gegen Co-Gastgeber Bulgarien und die Niederlande beginnt das Turnier für die Mannschaft von Vital Heynen nach Platz drei in Staffel A nun so richtig. Im Achtelfinale am Dienstag treffen die Deutschen auf Belgien, die Nummer 21 in der Welt.
„Ich war nervös“, räumte Heynen ein. „Ich versuche meine Mannschaft so weit wie möglich zu bringen.“Star Georg Grozer verkündete: „Jetzt geht's richtig los. Wir sind aber noch nicht auf unserem Level.“Denys Kaliberda meinte nach dem EM-Auftaktsieg: „Wir mussten zeigen, dass wir ein Spiel spielen können, ohne zu versagen.“
Ziel bleiben Gold, Silber oder Bronze. „Man will solange wie möglich hier dabei sein und um die Medaillen spielen“, sagte Libero Markus Steuerwald. „Dafür müssen wir uns aber noch steigern. Das war heute der erste Schritt in die richtige Richtung.“
Einen Tag nach Heynens umstrittene Wechselarie gegen die Niederlande wurden die Deutschen von einigen Fans in der Arena Armeec anfangs noch bei jedem Punktgewinn ausgebuht. Unüberhörbar eine Retourkutsche auf die Maßnahme des Belgiers, seine Stammkräfte gegen Oranje zu schonen und am Ende quasi absichtlich mit 2:3 zu verlieren. Grund: Nach dem 0:3 gegen Bulgarien hatte er den Gruppensieg abgeschrieben – der leichteste Weg ins Halbfinale war verbaut. Durch Platz eins hätten sich die Deutschen direkt fürs Viertelfinale qualifiziert und wohl einen schlagbaren Gegner erwischt. Nun entschied sich Heynen – einen Sieg über die Tschechen im Kopf – lieber für Rang drei statt zwei, weil dadurch wohl der leichtere Gegner wartet. Ansonsten wäre es in der Runde der letzten Acht wohl gegen Weltmeister Polen gegangen. Nun könnten es die Niederlande oder erneut Bulgarien werden – vorausgesetzt die Rechnung geht auf.
„Wenn man Volleyball liebt, macht man das nicht“, hatte der Niederländer Trainer Gido Vermeulen am Samstag geschimpft. „Nenn mich schlecht oder nenn mich gut, aber nenn mich nicht Durchschnitt“, konterte Heynen. „Ich versuche das beste für meine Mannschaft zu machen – und dafür mache ich alles.“
Mit einer ausgeruhten ersten Sechs um Star-Diagonalangreifer Grozer hatten die Deutschen gegen die Osteuropäer nie echte Probleme. Vielmehr konnten sie sich für die K.o.Duelle warmspielen. Nach Führungen von 9:3, 16:8 und 21:13 verwandelte Christian Fromm den ersten Satzball.
„Vollgas ab jetzt“, hatte Kapitän Jochen Schöps für das Duell gegen den Weltranglisten-27. ausgegeben. Bis an seine Leistungsgrenze musste Heynens Team nie gehen. Der Angriff der Tschechen war zu schwach. Zwar blieben sie anfangs noch dran, nach einem 16:9 und 20:12 war aber auch Durchgang zwei für die Deutschen sicher. Tschechien wollte sich nach dem 2:3 vom Vortag gegen Bulgarien achtbar von der EM verabschieden. Mit 14:7 ging Heynens Truppe dennoch wieder rasch in Front und ließ sich die Führung wie erwartet nicht mehr nehmen. Nun wartet vor allem auf den DVV-Trainer ein emotionales Duell gegen sein Heimatland. In der EMVorbereitung gewannen die Deutschen beide Matches.