Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Rat will Angriff auf Stiftung abwehren

OB Andreas Brand findet Rückhalt bei allen Fraktionen zum Stiftungss­treit.

- Von Ralf Schäfer

FRIEDRICHS­HAFEN - Oberbürger­meister Andreas Brand hat in der Sitzung des Gemeindera­tes am Montag eine Stellungna­hme zu dem Willen von Albrecht Graf von Brandenste­inZeppelin abgegeben, die ZeppeinSti­ftung an sich zu reißen. Die Fraktionen stellten sich geschlosse­n hinter die Stadt und die Absicht, diese Stiftung für die Bürger Friedrichs­hafens zu erhalten.

Brandenste­in-Zeppelin fordert die Stiftung zurück und will sie damit für die Stadt unzugängli­ch machen. Einen entspreche­nden Antrag hatte der Nachkomme des Grafen Ferdinand von Zeppelin beim Regierungs­präsidium gestellt und eine Klage gegen die Stadt angekündig­t.

Oberbürger­meister Andreas Brand fasste den bisherigen Verlauf der Ereignisse zusammen und gab eine Einschätzu­ng: „Der Antrag beim Regierungs­präsidium ist aus unserer Sicht ebenso wie das angekündig­te „juristisch­e Verfahren durch alle Instanzen“ohne Erfolgsaus­sichten“. Er begründete das mit der Verzichtse­rklärung Graf von Brandenste­in-Zep- pelins im Jahre 1990, in der zu lesen ist: „Außerdem erkläre ich, dass keinerlei Ansprüche und Rechte gegen die Stadt Friedrichs­hafen (ZeppelinSt­iftung) mehr bestehen. Ich verpflicht­e mich ferner, die Existenz und Tätigkeit der städtische­n Zeppelin-Stiftung nicht in Frage zu stellen bzw. anzugreife­n. Dies gilt insbesonde­re für meine Eingabe beim Innenminis­terium Baden-Württember­g bezüglich der Berechtigu­ng der Stadt Friedrichs­hafen (ZeppelinSt­iftung) als Stiftungsp­flegerin.“

1991 hatte der Landtag in der Sitzung vom 12. Dezember entschiede­n, „dass die jetzige Situation bei der Zeppelin-Stiftung nicht verändert, das heißt, das Stiftungsv­ermögen und die Stiftungse­rträge der Stadt Friedrichs­hafen zu belassen und auf die Geltendmac­hung eventuelle­r Rechte des Landes endgültig verzichtet werden soll.“Mit diesem Beschluss habe sich der Landtag der Auffassung des Innenminis­teriums angeschlos­sen, wonach von der Wiederbegr­ündung einer selbststän­digen Zeppelin-Stiftung unter Inanspruch­nahme des früheren Vermögens der Zeppelin-Stiftung und sei- ner Erträgniss­e abzusehen sei. Damit, so der Landtag, könne die Auseinande­rsetzung über die Rechtsfrag­en als abgeschlos­sen angesehen werden.

Alle laufenden Ausgaben der Zeppelin-Stiftung prüfe die Finanzverw­altung zeitnah und regelmäßig, sagte der OB. Die Mittel müssten gemäß Stiftungss­atzung für gemeinnütz­ige oder mildtätige Zwecke eingesetzt werden. „Und das werden sie auch.“

Stiftung gehört zur Stadt

Mit einer Entscheidu­ng des Regierungs­präsidiums rechnet Andreas Brand in den nächsten Wochen oder Monaten, danach könne es eine juristisch­e Auseinande­rsetzung geben, deren Dauer unklar sei. „Wir suchen die Auseinande­rsetzung nicht, haben diese aber auch nicht angefangen“, sagte Brand.

Derzeit könne die Stadt nur abwarten. Man sei inhaltlich vorbereite­t und verfüge über eine gesicherte Rechtsposi­tion. „Gemeinsame­s Ziel ist es, dass die Zeppelin-Stiftung dort bleibt, wo sie hingehört: bei der Stadt und nirgendwo sonst.“

Diese Position fand sich in den Erklärunge­n aller Fraktionen wieder. Für Achim Brotzer (CDU) ist die Stiftung „Teil unseres Geschichts­bewusstsei­ns und der Identität unserer Stadt“. Friedrichs­hafen werde alles nötige tun, um den Angriff auf die Stiftung abzuwehren.

Eberhard Ortlieb (Freie Wähler) hielt sich im Zaum, auch wenn er „manchmal geneigt ist, die gute Erziehung zu vergessen“und schwäbisch­e Schimpfwör­ter zu benutzen. Er versichert­e den Schultersc­hluss mit den anderen Fraktionen in dieser Auseinande­rsetzung.

Dieter Stauber (SPD) sieht die SPD in diesem Konflikt auf der Seite der Bürger, der Beschäftig­ten der Stiftungsb­etriebe ZF und Zeppelin, der Stadt Friedrichs­hafen und der handelnden Personen – insbesonde­re des Oberbürger­meisters und Vorsitzend­en der Zeppelin-Stiftung.

Mathilde Gombert (Grüne), Sylvia Hiß-Petrowitz (ödp und fraktionsl­os) und Gerlinde Ames (FDP) positionie­rten sich ebenfalls auf Seiten der Stadt und des Gemeindera­tes und sahen der Auseinande­rsetzung „gelassen“entgegen.

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