Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Alpenländer sollen enger zusammenarbeiten
EU arbeitet an Strategie für die Gebirgsregion
HAGNAU - Die Zusammenarbeit im Alpenraum soll enger werden. Die EU will dazu noch in diesem Jahr eine Strategie beschließen. Einzelheiten dazu sind jüngst auf einer Tagung in Hagnau am Bodensee diskutiert worden.
Frithjof Ehm aus dem entsprechenden EU-Strategie-Team in Brüssel sagte in Hagnau, auch in der recht wohlhabenden Region könne sich niemand zurücklehnen. Die wirtschaftliche Globalisierung zwinge die Menschen, ständig an der Wettbewerbsfähigkeit ihrer Heimat zu arbeiten, betonte Ehm. Außerdem sei die Anfälligkeit der Alpen für den Klimawandel besonders hoch. Auch die geografische Transitlage des Gebietes sei eine Herausforderung. Kritisch sieht Ehm zudem die Energieversorgung und die hochgradige Saisonabhängigkeit der Tourismusgebiete.
Diese und weitere Punkte sind in den Entwurf des Papiers für die Alpenstrategie eingegangen. Erste Überlegungen dafür hatte es 2010 gegeben. Im Süden Deutschlands kennt man solche Projekte bereits – etwa die Donauraum-Strategie. Sie wurde 2010 verabschiedet. Als Schwerpunkte wurden die Bereiche Infrastruktur, Umweltschutz und die Schaffung von Wohlstand gewählt. Außerdem geht es um eine sogenannte gute Regierungsführung: An der Donau liegen Länder wie Serbien, Rumänien und Bulgarien. Das Strategiegebiet erstreckt sich zudem über Moldawien bis zur Ukraine. Funktionierende Regierungsapparate auf dem Niveau von West- und Mitteleuropa existieren dort nur ansatzweise.
Ganz Süddeutschland gehört dazu
Bei der Strategie für den Alpenraum stellt sich dieses Problem eher nicht. Sieben Länder gehören zu diesem Projektgebiet: Deutschland, Öster- reich, Frankreich, Italien und Slowenien sind EU-Mitglieder. Hinzu kommen die Schweiz und Liechtenstein. Rund 80 Millionen Menschen leben in dem umrissenen Raum, der teilweise weit über die Alpenausläufer hinausreicht. So gehört ganz BadenWürttemberg dazu, damit ist etwa der Odenwald Teil des Strategieplans. In Bayern gilt dies entsprechend für alpenferne Städte wie Hof und Aschaffenburg. Die Frage, ob dies sinnvoll ist, bejahen Experten wie Ehm. Sie verweisen auf Warenströme, Reisegewohnheiten und Transitrouten. Ein zu eng gefasster Raum könne dazu führen, dass womöglich eine neu gebaute Straße ein paar Kilometer weiter gleich wieder aufhöre.
Finanziert werden soll die Alpenraumstrategie durch staatliche Fördermittel oder Geld der EU. Im Blick haben die verantwortlichen Brüsseler Spezialisten vor allem den europäischen Struktur- und Investitionsfonds. Nun muss noch der EU-Rat dem Projekt zustimmen. Auf dessen Sitzung am 17. und 18. Dezember soll es soweit sein. Ein Ja gilt als sicher.