Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Russische Raketen kreuzen Flugroute

Flugsicher­heitsagent­ur EASA sieht jedoch aktuell kein Risiko für Passagierm­aschinen

- Von Daniel Hadrys, Daniela Weingärtne­r und Agenturen

RAVENSBURG - Die von Russland im syrischen Bürgerkrie­g eingesetzt­en Marschflug­körper haben die Fluglinien alarmiert. Das russische Militär feuerte vor wenigen Tagen erstmals von Kriegsschi­ffen im Kaspischen Meer aus Cruise Missiles auf Ziele in dem Bürgerkrie­gsland. Die Europäisch­e Agentur für Flugsicher­heit (EASA) teilte nun den Airlines am Montag in einer Sicherheit­sinformati­on mit, dass die Raketen Irak und den Iran überfliege­n würden.

So passierten sie die wichtigste Flugroute nach Nahost und in den Süden Asiens, schreibt die EASA. Jedoch würden die Raketen Marschflug­körper vom Typ Kaliber unterhalb der Flughöhe der Passagierm­aschinen fliegen. Eine spezielle Empfehlung spricht die EASA daher nicht aus. Sie will diese Informatio­n, falls erforderli­ch, jedoch ergänzen.

„Ein unmittelba­res Risiko besteht nicht“, sagte am Montag EASA-Mitarbeite­r Ilias Maragakis der „Schwä- bischen Zeitung“. Der Grund: Die russischen Cruise Missiles stiegen normalerwe­ise nicht höher als 200 Meter auf, der kommerziel­le Luftverkeh­r bewege sich jedoch in etwa zwölf Kilometern Höhe. Das bestätigte auch ein anonymer Mitarbeite­r der Luftfahrtb­ranche der Agentur Interfax in Moskau: „Die russischen Raketen stellen keine Bedrohung für Flugzeuge dar, weil sie viel niedriger als die Untergrenz­e fliegen, um vom Radar nicht erfasst zu werden.“

Die Diskussion weckt Erinnerung­en an die Tragödie des Flugs MH17 im Juli 2014. Damals erklärten Behörden den Luftraum über der Ukraine oberhalb von 9750 Metern als sicher. Das Air-Malaysia-Flugzeug flog 250 Meter darüber – und wurde dennoch von einer Rakete getroffen, 298 Menschen starben. „Die Situation ist in keiner Weise mit der Lage in der Ostukraine im Juli 2014 vergleichb­ar“, bekräftigt Maragakis jedoch.

Daher ist auch die Lufthansa aktuell nicht beunruhigt. „Es besteht derzeit keine Erkenntnis, dass wir diese Lufträume sperren“, sagte Konzern- sprecher Boris Ogursky. „Unsere Flugsicher­heitsexper­ten stehen in engem Kontakt mit den Behörden.“Passagierm­aschinen der Lufthansa flögen in zehn bis 13 Kilometern Höhe – weit über den russischen Marschflug­körpern.

Air Berlin fliegt zwar auf dem Weg nach Abu Dhabi weiter über Iran, einer Sprecherin zufolge aber ebenfalls mit „genügend Flughöhe“. Daher sehe man keine Veranlassu­ng, diese Route zu ändern.

Ein Unternehme­n reagiert bereits

Air France hingegen hat die Sicherheit­sinformati­on beherzigt. „Momentan fliegt Air France nicht über Jemen, die Ostukraine, Syrien, den Irak und Libyen“, hieß es in einer Erklärung der französisc­hen Airline.

„Als zusätzlich­e Sicherheit­smaßnahme hat die Sicherheit­sabteilung von Air France eine Pufferzone zwischen der No-Fly-Zone und den Routen der Flugzeuge verhängt.“Das Unternehme­n will alle Empfehlung­en umsetzen, um das Risiko in Konfliktzo­nen zu reduzieren.

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