Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Blutvergießen geht weiter
Zum Leitartikel „ Der Westen ist gescheitert“( 29.9.): Der Autor spricht aus, was schon längst erkennbar war: „Der Westen ist am Hindukusch gescheitert“. Ich füge hinzu: der Einsatz war von vornherein zum Scheitern verurteilt. Keiner Macht der Welt ist es gelungen, den Widerstand der Aufständischen zu brechen. Die Geschichte lehrt, dass man einen Krieg gegen Guerillakämpfer, Terroristen nicht gewinnen kann. Der frevelhaften Selbstüberhebung des Westens, vor allem der USA, ist es zuzuschreiben, dass das Land in eine noch tiefere Finsternis als je zuvor gestürzt wurde. Auch wenn der Kampfeinsatz offiziell für beendet erklärt wird, geht der nie enden wollende Krieg, das Blutvergießen weiter. Die afghanische Zivilbevölkerung befindet sich in einem permanenten Kriegszustand. Die jüngste Tragödie von Kunduz macht dies mehr als deutlich: das letzte funktionierende Krankenhaus der Stadt liegt in Trümmern. Die afghanische Armee verfügt trotz jahrelanger Beratung und Milliardenhilfe über keine nennenswerte Kampfkraft, weshalb US-Spezialkräfte weiter im Einsatz sind. Der Krieg zeigt ein Bild des Grauens: einen gescheiterten Staat, ein zerstörtes Land, eine geschundene Bevölkerung, unzählige Verletzte und Tote. Aus dem mörderischen Chaos erwächst ein neues Flüchtlingselend, das noch größer werden könnte als das in Syrien.
Sigmaringen
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