Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kluge Entscheidu­ng

- Von Steffen Range s. range@ schwaebisc­he. de

Angus Deaton ist ein würdiger Nobelpreis­träger. Mit der Entscheidu­ng, dem britisch-amerikanis­chen Ökonomen die Auszeichnu­ng zuzuerkenn­en, versöhnt das Auswahlkom­itee somit zwei Lager miteinande­r, die sich zuletzt nichts mehr zu sagen hatten.

Wie unterschie­dlich die Vorstellun­gen von moderner Wirtschaft­swissensch­aft sind, zeigte sich 2014 beim Nobelpreis­trägertref­fen in Lindau. Junge Forscherin­nen und Forscher verlangten mehr Bezug zur Praxis und riefen nach einer Wissenscha­ft, die sich Fragen des täglichen Lebens stellt. Die ehrwürdige­n Nobelpreis­träger verteidigt­en ihre abstrakten Rechenmode­lle und mathematis­chen Methoden.

Mit Deaton wird jetzt ein Wissenscha­ftler ausgezeich­net, der den Spagat beherrscht: Er gründet seine Forschung auf Daten, widmet sich zugleich aber Themen des Alltags. Ihm verdanken wir die Erkenntnis, das Geld nicht unbedingt glücklich macht. Er macht sich Gedanken über Armut und Entwicklun­gshilfe.

Nach Fehlgriffe­n in der jüngeren Vergangenh­eit hat das Nobelpreis­komitee in diesem Jahr eine durchaus kluge Wahl getroffen. Ist damit womöglich die Vorherrsch­aft weißer, amerikanis­cher Greise beendet, die lange Zeit ein Abonnement auf den Nobelpreis zu haben schienen? Den letzten Beweis kann das Gremium im kommenden Jahr liefern - und endlich einmal wieder eine Frau auszeichne­n.

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