Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Buchmesse bedauert Absage Irans
Hoffnung auf weiteren Dialog – Frankfurter Bücherschau eröffnet am Mittwoch
FRANKFURT (KNA) - Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Juergen Boos, hat sich betroffen über die Absage Irans für die diesjährige Buchmesse gezeigt. „Wir bedauern die Absage des iranischen Kultusministeriums sehr“, sagte er am Montag in Frankfurt. Die Buchmesse sei ein Ort des Dialogs. Boos äußerte die Hoffnung, „dass die diesjährige Absage nur eine kurze Unterbrechung der bestehenden Gespräche bedeutet und wir die geknüpften Beziehungen weiter ausbauen können“.
Zugleich gelte, so der Buchmessedirektor weiter: „Die Freiheit des Wortes ist nicht verhandelbar.“Es darf nicht in Vergessenheit geraten, dass Salman Rushdie „für sein Werk immer noch mit dem Tod bedroht wird“. Das iranische Kultusministerium hatte seinen geplanten Nationalstand Ende vergangener Woche abgesagt und als Grund den Auftritt Rushdies bei der Auftaktpressekonferenz am heutigen Dienstag genannt. Der Schriftsteller sei wegen seiner „islam-beleidigenden Bücher“in der islamischen Welt verhasst. Der iranische Religionsführer Ayatollah Khomeini hatte Rushdie 1989 mit einer Fatwa zum Tode verurteilt. Grund dafür war sein Buch „Die satanischen Verse“(1988), das „gegen den Islam, den Propheten und den Koran“gerichtet sei.
Meinungsfreiheit ist eines der Schwerpunktthemen des diesjährigen Branchentreffs. Die Einladung Rushdies hatte die Messe im Vorfeld damit begründet, dass seine Biografie und sein literarisches Werk ihm „eine gewichtige Stimme in der weltweiten Diskussion über Meinungsfreiheit im Publizieren“verliehen. Nach Angaben von Boos werden sich dennoch etwa zehn iranische Verlage auf der Veranstaltung präsentieren.
Die Frankfurter Bücherschau mit 7200 Ausstellern und 4000 Veranstaltungen öffnet am Mittwoch ihre Tore. Ehrengast ist diesmal Indonesien.