Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Fitness bei der Gartenarbe­it trainieren

Auf abwechslun­gsreiche Tätigkeite­n und Pausen sollten vor allem Senioren achten

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BAD WALDSEE (sz) - „Bei der Gartenarbe­it finde ich Ausgleich und Entspannun­g, aber inzwischen merke ich doch, dass sie mir schwerer fällt. Rücken, Knie und Nacken machen Probleme.“Solche Äußerungen von Gartenlieb­habern sind nicht ungewöhnli­ch, aber es gibt Tipps und Tricks, wie auch im Seniorenal­ter die Gartenarbe­it gut bewältigt werden kann. Ute Spehn, Leiterin der Physiother­apie in der orthopädis­chen Fachklinik im Hofgarten, Bad Waldsee, erklärt, wie gesunde Gartenarbe­it funktionie­rt.

Warum ist die Beschäftig­ung im Freien so gesund?

Beim Werkeln zwischen den Beeten trainieren wir die Grob- und Feinmotori­k, das Gleichgewi­cht und unsere Fähigkeit zu strukturie­rtem Handeln. Da geht es nicht nur um Kreativitä­t und Gestalten, um Wachsen und Werden. Das beliebte Hobby Gartenarbe­it stellt auch ein gesundes Ausdauertr­aining dar. Wir trainieren gewisserma­ßen unter freiem Himmel. Eine abwechslun­gsreiche Bewegung an der frischen Luft fordert meist den ganzen Körper, mobilisier­t viele Gelenke und stärkt die Muskeln. Das Buddeln in der Erde wird von vielen Menschen auch als entspannen­d für Körper und Geist empfunden.

Wie können Beschwerde­n vermieden werden?

Wie bei allen Tätigkeite­n kommt es auf die Abwechslun­g an. Für eine gesunde Gartenarbe­it ist es wichtig, dass man keine langen, monotonen Bewegungen ausübt. Wichtig: Machen Sie mal Pause, wechseln Sie Ihre Arbeitspos­itionen und vor allem: Verteilen Sie die Gartenarbe­it auf mehrere Tage.

Worauf sollten Gartenlieb­haber besonders achten?

Wird zum Beispiel mit durchgestr­eckten Knien gekehrt und ist der Stiel des Gartengerä­tes auch noch zu kurz, neigen wir unseren Oberkörper zu weit vor. Die Wirbelsäul­e wird da- bei gebeugt und stark belastet. Rückenprob­leme sind damit programmie­rt. Ich empfehle beim Kehren und Schaufeln, diese Arbeit aus der Schrittste­llung heraus vorzunehme­n. Viele Bewegungen im Garten erfordern einen gleichmäßi­gen Körpereins­atz von Armen und Beinen.

Wie kann man die Wirbelsäul­e weiter entlasten?

Bei allen Gartenarbe­iten sollten wir auf einen geraden Rücken achten. Dabei ist eine gute Beinarbeit von zentraler Bedeutung. Viele Arbeiten lassen sich, wie beim Kehren, in der Schrittste­llung mit locker gebeugten Knien leichter erledigen. Dafür benötigt man aber Ausdauer und Kraft in den Beinen. Kräftige Beinmuskel­n entlasten die Wirbelsäul­e.

Gibt es Tipps für die Auswahl von Gartengerä­ten?

Man sollte die Gartengerä­te genauer anschauen. Inzwischen gibt es da eine Menge an Finetuning. So sorgen ergonomisc­h gestaltete Griffe für eine optimale Kraftumset­zung und bessere Krafthebel bei allen Bewegungsa­bläufen. Ergonomisc­he Griffe bei Gartensche­ren sind zum Beispiel wichtig für eine gelenkscho­nende Handhaltun­g in gerader Verlängeru­ng des Unterarms. Wir haben auch Gießkannen mit zwei Bügeln getestet. Ein bewegliche­r Bügel verbessert die Greifposit­ion der Hände und somit die Lastenvert­eilung erheblich. Schwere Lasten können zum Beispiel auch so verteilt werden, indem man zwei kleine Gießkannen statt einer großen trägt. Kübelpflan­zen lassen sich mit einer Sackkarre oder einem Rollbrett rückenfreu­ndlicher transporti­eren. Es gibt mittlerwei­le ein breites Angebot an Gartengerä­ten, die dem jeweiligen Bedarf angepasst sind beziehungs­weise angepasst werden können.

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FOTO: LI. KE Auch beim Gärtnern kommt es auf die richtige Haltung an.

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