Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Jetzt geht es an den Kompost
Im Herbst fällt viel Material an, das wichtige Nährstoffe für die Beete liefert
BERLIN/RAVENSBURG (dpa/sz) - Der Herbst ist die perfekte Zeit, um im Garten einen Komposthaufen anzulegen. Die Jahreszeit bekommt den Mikroorganismen, die im Kompost aktiv sind. Denn sie brauchen nicht nur Sonne, sondern auch Feuchtigkeit, sagt Thomas Wagner vom Bundesverband Deutscher Gartenfreunde.
Wenn die Beete für den Winter abgeerntet werden und vielleicht noch die eine oder andere Hecke einen Rückschnitt braucht, fällt besonders viel Material an. Es muss aber nicht mit dem Gartenmüll abgefahren werden, sondern es kann auch im Kompost verrotten und damit Dünger und Erde für den Garten liefern. Auch das anfallende Herbstlaub kann verwendet werden. Doch Vorsicht: Gärtner dürfen nicht zu viel Laub auf den Kompost verfrachten. „Der Kompost sollte maximal nur zu 20 Prozent aus Laub bestehen“, rät Wagner. Das übrige Laub eignet sich etwa als Mulchdecke oder als Schutz für Tiere wie Igel oder Erdkröten.
Im Herbst aufgesetzter Kompost braucht in der Regel etwas länger, bis er verrottet ist, da Frost und Schnee eine natürliche Pause verursachen können. Das ist aber kein Problem. Dann setzt im Frühjahr die nötige Wärmebildung ein.
Keine Essensreste entsorgen
Auch wenn rohe, pflanzliche Küchenabfälle im Kompost landen dürfen, ist dieser kein Abfallhaufen. Wer ihn als solchen betrachtet, wird wenig Freude haben. Es gehören weder Essensreste noch Plastiktüten oder Metalldosen hinein. Und wer nur Rasenschnitt aufhäuft, wird eine stinkende, glitschige Masse produzieren, die dem Gartenboden nicht bekommt. Wichtig ist deshalb eine gute Mischung aus Grünmasse, Küchenabfällen, Gartenabraum und holzigen Bestandteilen. Experten sprechen davon, dass ein Kohlenstoff-Stickstoffverhältnis (C/N) von 30: 1 ideal ist.
Das klingt kompliziert, aber die erfahrene Bio-Gärtnerin Marie-Luise Kreuter hat schon vor vielen Jahren in ihrem Gartenbuch geschrieben, dass es im Bereich des privaten Gartens einige wenige organische Materialien gebe, die ein sehr ungünstiges C/N-Verhältnis haben. Dazu gehören Laub, Stroh und im Extremfall Sägemehl. Kreuter: „Durch eine möglichst vielseitige Mischung kann der Gärtner leichte Mängel ausgleichen und Einseitigkeiten verhindern.“
Wichtig ist aber, dass der Kompost Luft, Feuchtigkeit und Wärme hat. Das bedeutet, er sollte nicht an der schattigsten Stelle im Garten untergebracht sein. Bei Trockenheit muss er gegossen werden.Nachdem genügend Material zum Beispiel im Kompost-Silo gesammelt wurde, wird er aufgesetzt. Die klassische Miete sollte ungefähr 1,50 Meter breit sein. Die Länge richtet sich nach dem Anfall des vorhandenen Materials. Ein lockerer Aufbau ist dabei wichtig. Dazu packt man in die unterste Schicht grobes Material wie zerkleinerter Baum- und Heckenschnitt, sowie die Stängel von Stauden. Diese Drainage sorgt für Belüftung und Wasserabzug, wenn es zu viel regnet. Dann kommt eine ungefähr 20 Zentimeter hohe Schicht aus gemischten Materialien. Darüber gibt man etwas tierischen Dünger und Steinmehl und eine Lage Erde oder Kompost vom Vorjahr. So folgt Schicht auf Schicht, wobei der Hügel nach oben immer schmaler werden sollte. Am Schluss wird über diese Miete ein warmer Mantel gebreitet, der entweder aus Erde, Stroh, Laub oder Grasschnitt bestehen kann.
Bei normaler Witterung erreicht der Kompost in der ersten Phase eine Hitze von 50 bis 80 Grad. Nach wenigen Wochen fällt der Haufen etwas zusammen und die Temperatur geht auf 40 Grad zurück. Nach rund neun Monaten ist der Kompost fertig. Aus den Gartenabfällen ist eine wohlriechende Erde entstanden.
Bei einem fachgerechtem Aufbau kann der Kompost durch die Verrottung im zeitigen Frühjahr zusätzlich zur Sonne als weitere Wärmequelle dienen. Zum Beispiel als Heizung im Gewächshaus und Gemüsegarten. Im Gewächshaus eingesetzt, produziert er außerdem viel wachstumsförderndes CO2, erklärt Joachim Fleischer vom Gartencenter in Grünkraut. Der Experte rät, nach der siebten Woche das Material zur Wärmegewinnung in die Beete einzuarbeiten.