Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Kopfschmerzen nach dem Rennen“
(ded) - Bianca Metz heißt das neue Mitglied des RSV Seerose Friedrichshafen. Ihr erstes Rennen für ihren neuen Verein bestritt die 18-Jährige aus Meßkirch beim 17. Radkriterium „Rund um d’Kirch“in Meckenbeuren – und gewann in ihrer Klasse klar. Mit der dreifachen Deutschen Gehörlosen-Meisterin unterhielt sich SZ-Mitarbeiter Jochen Dedeleit über die Schwierigkeit, ihren Sport auszuüben, sowie über ihre kommenden – hohen – Ziele.
Über ihren ersten Auftritt im Dress des RSV dürften Sie zufrieden sein?
Es war ja fast etwas unfair. Da ich aufgrund meines Vereinswechsels vom RC Pfullendorf zur Seerose noch nicht bei den lizenzierten Fahrern starten durfte, musste ich bei den Jedermännern mitfahren. Und da kam der Sieg in der Klasse der weiblichen Teilnehmer nicht so überraschend (Metz siegte über die 30 Runden in 35:24 Minuten vor Anne Heiland/35:49 und Ingrid Weber-Haack/35:56).
Die Strecke kam Ihnen entgegen?
Sie ist schnell, flach und somit nicht sehr anspruchsvoll.
Wie lange betreiben Sie den Radsport schon? Wo liegen die größten Schwierigkeiten?
Ich fahre seit drei Jahren. Bei den Gehörlosen bin ich seither dreimal deutsche Meisterin geworden, heuer im Einzelzeitfahren, ich fahre aber auch im Juniorinnen-Team des Landesverbands Baden in der Bundesliga. Nicht nur dort muss ich genau hinsehen, was sich im Feld abspielt. Das Schalten, das ja ein klares Indiz für einen Angriff darstellt, höre ich nicht. Ich muss somit alle Fahrerinnen exakt beobachten, was sie machen – um zeitnah reagieren zu können. Und wenn anhand einer Glocke Prämienrunden oder letzte Runden angezeigt wer- den, bin ich im Nachteil. Darum wurde auch in Meckenbeuren eine Flagge eingesetzt, die ich allerdings nicht gesehen habe. Nur die der Streckenposten. Nach den Rennen habe ich meistens Kopfschmerzen, weil ich immens aufpassen muss.
Sie waren auch unsicher, nachdem das Rennen beendet war?
Ja, ich musste die anderen fragen, ob es fertig ist. Ich wusste nie, wie viele Runden noch zu fahren sind. Und ob ich überhaupt gewonnen habe. Es ist auch schwerer für mich, wenn die anderen bremsen oder den Lenker einschlagen.
Ihre Ziele sind eher im Bereich der Gehörlosen-Radszene?
Die Olympischen Spiele der Gehörlosen stehen 2017 in der Türkei an, da will ich unbedingt dabei sein. Wobei die Spiele anders heißen, sie sind auch nicht in den Paralympics integriert. Zuvor gehen 2016 die Europameisterschaften in Brügge über die Bühne. Und auch dort möchte ich fahren. Ich bin auch vor anderthalb Jahren erstmals für die Nationalmannschaft nominiert worden. Wenn nichts Außergewöhnliches passiert, werde ich dabei sein (lacht).