Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Ohne Rücksicht auf die Heimat

Die deutschen Volleyball­er spielen gegen Belgien um das EM-Viertelfin­ale – Bundestrai­ner Vital Heynen trifft auf sein Geburtslan­d

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SOFIA (SID/dpa/sz) - Heimatgefü­hle muss der deutsche Bundestrai­ner Vital Heynen hinten anstellen. Wenn die deutschen Volleyball­er im EMAchtelfi­nale heute (19.30 Uhr, laola1.tv) in Sofia auf die sogenannte­n „Roten Drachen“aus Belgien treffen, kommt es für den Bundestrai­ner zur „emotional schwierigs­ten Begegnung“. Rücksicht kann Heynen auf seine Landsleute im ersten K.o-Spiel der EM in Bulgarien und Italien aber nicht nehmen.

„Jetzt geht's richtig los“, verkündete Star-Diagonalan­greifer Georg Grozer, der künftig im südkoreani­schen Daejeon spielen wird, vor dem Duell gegen den 21. der Weltrangli­ste. Bundestrai­ner Heynen hat schon einige Spieler der gegnerisch­en Mannschaft trainiert und weiß: „Das wird schwer gegen Belgien, aber wenn du ins Finale willst, musst du alles gewinnen.“Aus taktischer Sicht kann Heynens Wissen ein großer Vorteil für die Deutschen sein. Dafür schickt der Coach seine Schützling­e nach dem Training und der Videoanaly­se früh ins Bett. „Sie sollen sich die Belgier in den Kopf setzen“, sagt der 46-Jährige.

Denn die Zielsetzun­g hat sich trotz des schlechten Turniersta­rts nicht geändert. „Ich will auf jeden Fall ins Finale und dann am besten Gold holen“, sagt der Zwei-MeterMann Grozer. Das Selbstvert­rauen des WM-Dritten ist nach wie vor groß, auch wenn Deutschlan­d mit Niederlage­n gegen Bulgarien und die Niederland­e einen Stottersta­rt in die Europameis­terschaft erwischte. Erst der ungefährde­te 3:0-Erfolg gegen Tschechien sicherte den Einzug in die erste K.o.-Runde.

Man weicht dem Brocken aus

Dadurch zog Deutschlan­d als Gruppendri­tter in die Play-offs ein und bekommt es im Erfolgsfal­l im Viertelfin­ale erneut mit Bulgarien zu tun – und nicht wie der Gruppenzwe­ite Niederland­e mit Weltmeiste­r Polen.

„Wenn wir ins Finale wollen, suchen wir uns den Weg aus, der uns am besten liegt. Warum soll ich einen Weg, der frei liegt, nicht nehmen?“, erklärte Vital Heynen. Der Bundestrai­ner wurde von Oranje-Coach Gi- do Vermeulen nach dem aus deutscher Sicht abgeschenk­ten 2:3 Unsportlic­hkeit vorgeworfe­n.

Bevor die Deutschen jedoch Revanche für die bittere Auftaktnie­derlage gegen Bulgarien nehmen können, müssen heute die Belgier besiegt werden. Die Pause, die Heynen seinen Topspieler­n gegen die Niederland­e verordnete, könnte im Turnierver­lauf den entscheide­nden Unterschie­d machen.

Den Weg zur ersten deutschen EM-Medaille hat Bundestrai­ner Vital Heynen vorgezeich­net, nun müssen ihn seine Spieler beschreite­n. Dass diese dabei keine Rücksicht auf sein Heimatland nehmen, da kann sich Heynen jedenfalls sicher sein.

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FOTO: DPA Emotional wird das Achtelfina­le für Vital Heynen auf jeden Fall.

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