Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Terrorverdächtiger Al-Bakr erhängt in Zelle aufgefunden
Staatskanzlei in Dresden bestätigt Suizid des Syrers – Politiker reagieren fassungslos
(dpa) - Der unter Terrorverdacht festgenommene Syrer Dschaber al-Bakr ist tot. Der 22-Jährige wurde am Mittwoch erhängt in seiner Zelle in der JVA Leipzig gefunden. Die Staatskanzlei in Dresden bestätigte dies und erklärte, Al-Bakr habe sich das Leben genommen. Einzelheiten sollten heute Vormittag bekanntgegeben werden. Zuvor hatte die „Bild“-Zeitung über den Tod des Syrers berichtet.
Al-Bakr war am Montag in Leipzig festgenommen worden. Nach Angaben des Bundesamtes für Verfassungsschutz hatte er einen Sprengstoffanschlag auf einen Berliner Flughafen geplant und bereits weitestgehend vorbereitet. Der Anschlag sei binnen Tagen möglich gewesen, sagte Behördenpräsident Hans-Georg Maaßen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.
Politiker reagierten fassungslos auf die Todesnachricht. „Wie konnte das geschehen?“, fragte der GrünenPolitiker Volker Beck auf Twitter. Der Grünen-Politiker Tobias Lindner fragte: „Wie kann jemand, der angeblich unter ständiger Beobachtung stehen soll, erhängt aufgefunden werden?“Er sei fassungslos.
Al-Bakr war am Montag festgenommen worden, nachdem er von Landsleuten erkannt, überwältigt und der Polizei übergeben worden war. In seinen Vernehmungen hatte er die drei Syrer der Mitwisserschaft bezichtigt. Inwieweit dies glaubhaft war, blieb zunächst unklar.
Zwei Tage vor seiner Festnahme in Leipzig war der Versuch der Polizei, ihn in Chemnitz festzunehmen, gescheitert. In der Chemnitzer Wohnung, in der am Samstag die Festnahme des Gesuchten misslang, fand die Polizei 1,5 Kilogramm des hochgefährlichen Sprengstoffs TATP. Der Wohnungsmieter wurde als mutmaßlicher Komplize verhaftet.
Al-Bakr war Anfang 2015 als Flüchtling nach Deutschland gekommen. Nach Recherchen des MDR war er zwischenzeitlich wieder in Syrien. Das habe die Familie mitgeteilt. Laut Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) wurde Al-Bakr 2015 von den Sicherheitsbehörden überprüft. „Allerdings ohne Treffer. Es steht ja auch noch gar nicht fest, wann es dort zu einer Radikalisierung gekommen ist“, sagte er am Mittwoch in Berlin.
Dem MDR zufolge reiste Al-Bakr im Herbst 2015 zwei Mal in die Türkei und hielt sich auch in der syrischen Stadt Idlib auf. Mitbewohner hätten ebenfalls davon berichtet. Sie hätten den 22-Jährigen aber nicht als besonders religiös beschreiben. Nach seiner Rückkehr soll er sich jedoch verändert haben.