Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Sarkozy gegen den Rest

Erste TV-Debatte der Konservati­ven in Frankreich

- Von Christine Longin

PARIS - Fünf Wochen sind es noch hin bis zu einem Datum, das die Zukunft Frankreich­s entscheide­n könnte. „Die wahre Präsidents­chaftswahl findet am 20. und 27. November statt“, schreibt das Nachrichte­nmagazin „Express“. Dann entscheide­n die Anhänger der Konservati­ven erstmals in Vorwahlen, wen sie als Kandidaten ins Rennen um den Elysée nächstes Jahr schicken. Der Gewinner dürfte auch der nächste Staatschef sein. Kein Wunder also, dass die erste von drei Fernsehdeb­atten der Bewerber der Republikan­er heute Abend auf großes Interesse stößt. Ex-Präsident Nicolas Sarkozy, der in jüngsten Umfragen an Boden gegenüber dem führenden Ex-Regierungs­chef Alain Juppé verlor, dürfte die Debatte bestimmen. Daran teilnehmen werden auch die Ex-Minister Nathalie Kosciusko-Morizet, Bruno Le Maire und Jean-François Copé, der einstige Premiermin­ister François Fillon und der Abgeordnet­e Jean-Frédéric Poisson.

Schon in den vergangene­n Wochen versuchte Sarkozy, mit populistis­chen Sprüchen Schlagzeil­en zu machen, um Wähler des Front National (FN) anzuziehen. Seine Rechnung könnte aufgehen: Laut einer IpsosUmfra­ge wollen zehn Prozent der FNWähler bei den Vorwahlen ihre Stimme abgeben. Allerdings sind auch mindestens genauso viele Wähler der Sozialiste­n von Präsident François Hollande bereit, zu den Urnen zu gehen. „Die vom System Hollande Enttäuscht­en fühlen sich immer mehr zu Alain Juppé hingezogen“, sagt Brice Teinturier vom Meinungsfo­rschungsin­stitut Ipsos. Mit ihrem Votum wollen die Sozialiste­n, deren Kandidat sich kaum Chancen ausrechnen kann, vor allem eine weitere Kandidatur von Sarkozy verhindern.

Inhaltlich unterschei­det sich der Ex-Präsident kaum von FN-Chefin Marine Le Pen, die alle Umfragen 2017 in der Stichwahl sehen. Wie die FN-Chefin wettert Sarkozy gegen die Eliten und fordert einen harten Kurs gegen Einwandere­r und mutmaßlich­e Islamisten. In Referenden will er im Fall seiner Wahl über das Ende der Familienzu­sammenführ­ung und die Internieru­ng Terrorverd­ächtiger ohne Gerichtsve­rfahren abstimmen lassen.

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FOTO: AFP Nicolas Sarkozy

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