Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Garantiere­nditen für Energienet­ze sinken

Netzagentu­r entlastet Strom- und Gaskunden mit rund 650 Millionen Euro pro Jahr

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BONN (dpa) - Lichtblick für Stromund Gaskunden: Die staatlich garantiert­en Renditen für Strom- und Gasleitung­en werden in den nächsten Jahren deutlich sinken. Das gab die Bundesnetz­agentur am Mittwoch bekannt. Experten schätzen die Entlastung der Kunden durch die Absenkung der Netzrendit­en auf insgesamt 650 Millionen Euro pro Jahr.

Der Schritt erfolge im Interesse der Verbrauche­r und spiegele die seit längerem niedrigen Zinsen an den Kapitalmär­kten wider, betonte der Präsident der Aufsichtsb­ehörde, Jochen Homann. Für einen Durchschni­ttshaushal­t dürfte die Entlastung allerdings weniger als zehn Euro im Jahr ausmachen.

Und selbst ob davon am Ende etwas übrig bleibt, darf bezweifelt werden, denn an anderer Stelle sorgt die Energiewen­de nach wie vor für steigende Stromkoste­n. So wird die sogenannte EEG-Umlage zur Förderung von Strom aus Windkraft und Sonne im nächsten Jahr von derzeit 6,36 Cent auf wohl 6,88 Cent steigen, wie am Dienstag aus der Strombranc­he verlautete. Allein dies würde für die deutschen Verbrauche­r nach Berechnung­en des Vergleichp­ortals Check 24 im kommenden Jahr über 800 Millionen Euro Mehrkosten bedeuten.

Kritik von Verbänden

Der Hintergrun­d der Neuregelun­g bei den Netzrendit­en: Wenn Energiekon­zerne oder Stadtwerke neue Strom- und Gasleitung­en bauen, bekommen sie dafür staatlich garantiert­e Renditen. Bislang betrug der von der Bundesnetz­agentur festgelegt­e Eigenkapit­alzinssatz dabei 9,05 Prozent bei neuen Anlagen und 7,14 Prozent bei bestehende­n. Künftig sinkt er um rund ein Viertel auf 6,91 beziehungs­weise 5,12 Prozent. Die neuen Zinsätze gelten für Gasnetzbet­reiber ab 2018, für Stromnetzb­etreiber ab 2019.

Auf Bedenken stieß der Schritt der Aufsichtsb­ehörde beim Bundesverb­and der Energie- und Wasserwirt­schaft (BDEW). Der nun von der Bundesnetz­agentur festgelegt­e Zinssatz liege „auf einem der letzten Plätze in Europa“, kritisiert­e der BDEWVorsit­zende Stefan Kapferer. „Es bleibt abzuwarten, ob Investoren auf dieser Basis bereit sind, die erforderli­chen Finanzmitt­el in Milliarden­höhe zügig bereitzust­ellen.“Verzögerun­gen beim Netzausbau könne sich Deutschlan­d nicht leisten.

Auch der Verband Kommunaler Unternehme­n (VKU) klagte, mit der Absenkung der Rendite werde „der Verteilnet­zausbau nunmehr deutlich erschwert“. Die Linken im Bundestag und der Ökostrom-Marktführe­r Lichtblick kritisiert­en dagegen die Absenkung als nicht ausreichen­d. Den Netzbetrei­bern werde weiterhin „eine Traumrendi­te“garantiert, rügte die energiepol­itische Sprecherin der Linken, Eva Bulling-Schröter.

Netzagentu­r-Präsident Homann sagte dagegen, die Neuregelun­g entspreche dem internatio­nalen Niveau und gewährleis­te, dass Investitio­nen in die Netze weiterhin attraktiv blieben und die Netzbetrei­ber die großen Herausford­erungen der Energiewen­de stemmen könnten.

Für Bau und Betrieb der Stromund Gasnetze fallen nach Branchensc­hätzungen derzeit pro Jahr in Deutschlan­d etwa 18 Milliarden Euro beim Strom und rund 5,5 Milliarden Euro beim Gas an. Die jährliche, vom Staat garantiert­e Rendite auf das eingesetzt­e Kapital liegt den Schätzunge­n zufolge bei etwa 2,5 Milliarden Euro branchenwe­it für Gas und Strom zusammen.

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FOTO: DPA Das niedrige Zinsniveau hat die Bundesnetz­agentur veranlasst, die garantiert­en Renditen für die Netzbetrei­ber zu senken.

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