Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Herr Schmitz mutiert zum Ausbeuter
Philippinische Jugend theater gruppe zeigt an Bodensee-Schule ein Stück über Missbrauch
FRIEDRICHSHAFEN - Die BodenseeSchule St. Martin hatte die philippinische Jugendtheatergruppe der Jugendorganisation Akbay zu Gast. Der Tag war vom „Eine-Welt-Laden“und dem Preda-Freundeskreis der Stiftung zur Genesung, Selbstermächtigung und Entwicklung der Menschen veranstaltet worden. Morgens war die Oberstufe zu einer Infoveranstaltung über fairen Handel eingeladen, nachmittags zeigte Akbay den Schülern das Theaterstück „Once We Had A Dream“, ein Stück über Ausbeutung, Menschenrechte und Kindesmissbrauch.
Es war keine leichte Kost, die die Philippiner den Schülern da vorsetzten. Das eher spartanische Bühnenbild geriet in den Hintergrund, da die selbst noch jugendlichen Darsteller mit ihrem intensiven und eindringlichen Spiel die Zehnt- und Elftklässler im Theatersaal verstummen ließen. Flüsterten die Schüler sich noch zu Beginn der Vorstellung heimlich etwas zu, war es die Thematik, die für Schweigen sorgte. Die Themen Ausbeutung, Armut, Arbeitslosigkeit und die fatalen Folgen haben die Darsteller in ihrem Musical dargestellt. Es waren nur wenige Requisiten nötig, um aus dem Anwalt Herrn Schmitz den Menschenausbeuter und Kinderhändler Herrn Henkel werden zu lassen. Ein anderer Hut, eine Zigarre, fieses Lachen und aus dem netten Advokaten wurde der fiese Chef.
Mit roter Glitzermaske und passender Jacke wurde aus dem jungen Mädchen, das zur Prostitution gezwungen wurde, die elegante und berechnende Elsa. Nicht nur das die Darsteller in mehrere Rollen schlüpften, sie haben das Stück auch in Deutsch vorgetragen Allein das ist schon eine erstaunliche Leistung, wenn man bedenkt, dass sie in einer Sprache spielen, die sie nicht beherrschen. Hinzu kam die Intensität ihres Spiels. Es war kein Unterhaltungsstück, sondern eher eine Aufforderung an alle, genau hinzuschauen. Kinderhandel, Kindesmissbrauch und Ausbeutung billiger Arbeitskräfte ist auch heute noch aktuell. Die besondere Dramatik des Stücks liegt aber auch in der Tatsache, dass die Geschichte von Celine, Sabel und Dodong, die durch Armut gezwungen waren, in eine neue Welt zu reisen, nicht ahnend, dass eine Schlepperbande sie zur Prostitution zwingen wird, auf einer wahren Geschichte beruht. Aber es ist auch ein Stück über die Hoffnung, über Menschen, die sich für diese Kinder einsetzen und in deren Heimat gegen die Ausbeutung kämpfen.