Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Kreis hält Kontakt zu Schweizer Freunden
Informationsfahrt: Räte und Führungsrkäfte der Verwaltung besuchen Kanton Thurgau
FRIEDRICHSHAFEN (sz) - Der Kanton Thurgau ist in diesem Herbst das Ziel einer Informationsfahrt des Kreistags des Bodenseekreises gewesen. Gemeinsam mit Landrat Lothar Wölfle besuchten 35 Räte und Führungskräfte der Verwaltung ihren Bodensee-Nachbarn. In erster Linie ging es um ie Neustrukturierung der Fährverbindung Romanshorn-Friedrichshafen (die SZ berichtete)
Staatsschreiber Rainer Gonzenbach empfing die Gruppe im ehemaligen Kartäuserkloster Ittingen zu einem kommunalpolitischen Gespräch. „Auch wenn wir kaum einen unmittelbaren politischen Austausch haben, liegt uns ein guter Kontakt zu unseren Freunden auf der anderen Seeseite sehr am Herzen“, sagte Gonzenbach.
Die Fährverbindung zwischen Romanshorn und Friedrichshafen war eines der zentralen Themen des Gespräches. „Wir befürworten und unterstützen einen Halbstundentakt, der laut einer Studie diese wichtige regionale Verkehrsverbindung stärken kann“, sagte Gonzenbach. Allerdings sei dies ohne eine Beteiligung der deutschen Seite an den dafür nötigen Investitionskosten nicht zu machen. „Hier ist das Land BadenWürttemberg gefordert“, erklärte dazu Landrat Wölfle. Die Schweizer hätten mit der Sicherung der Zollstelle Romanshorn und den konzeptionellen Vorarbeiten ihre Hausaufgaben gemacht. Als Industrie- und Tourismusregion seien für den Bodenseekreis leistungsfähige Verkehrsverbindungen in alle Richtungen von vitalem Interesse. „Ein Halbstundentakt würde einen echten Mehrwert für uns bringen“, so Lothar Wölfle weiter.
Auch das Thema Energie interessierte die Räte aus dem Bodenseekreis. Laut Gonzenbach verfolge die schweizerische Bundesregierung die Strategie eines Atomausstiegs durch Nichterneuerung der vorhandenen Kapazitäten. „Man sucht aber noch nach einem Weg, um Alternativen dafür zu finden“, erklärte Gonzenbach. Im Thurgau habe die Fotovoltaik den größten Anteil an den erneuerbaren Energiequellen und nach aktueller Einschätzung auch das größte Potential. Der Kanton ist mit 12 Prozent am Energieversorger Axpo beteiligt.
Zuvor hatte die Besuchergruppe aus dem Bodenseekreis ein produzierendes Unternehmen besichtigt. Die Schweizer Gastgeber hatten dafür die Mowag AG in Kreuzlingen vorgeschlagen. Die Firma gehört zum US-amerikanischen Rüstungskonzern General Dynamics und ist auf die Herstellung gepanzerter Geländewägen und kleiner LKW sowie von Radpanzern spezialisiert. „Wir bieten weltweit die bestgeschützten Fahrzeuge ihrer Klasse an“, sagte Manager Andreas Frei. Auch die deutsche Bundeswehr nutzt MowagFahrzeuge bei ihren Auslandseinsätzen. Mit 620 Mitarbeitern erwirtschaftet das Unternehmen einen jährlichen Umsatz von rund 400 Millionen Franken.
Der Kanton-Thurgau hat rund 270 000 Einwohner, die in 80 Gemeinden leben. Er zählt zur Metropolitanregion Zürich und verzeichnet ein stetiges Bevölkerungswachstum. Der Staatsschreiber ist der vom Kantonsrat gewählte Chef des Regierungsstabes.