Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Modernes Dating für Primaten
In einem niederländischen Zoo „tindern“Orang-Utans jetzt. Wie in der Dating-App für Menschen können sich die weiblichen Affen auf einem Bildschirm verschiedene Fotos paarungswilliger Orang-UtanMännchen anschauen und diese bewerten. Bei menschlichen Weibchen und Tinder funktioniert das so: Bei Nichtgefallen wird das Bild des potenziellen Paarungsgenossen auf dem Smartphone einfach weggewischt: „Zu dick, zu groß, zu sehr Milchbubi.“
Ob ein männlicher Orang-Utan auch zu sehr Milchbubi sein kann, ist nicht bekannt. Trotzdem würde manch menschliches Männchen bei der Bewertung seiner Attraktivität wohl gerne mit dem Orang-Utan tauschen. Ein dicker Bauch würde dann als Pluspunkt gewertet, zeigt dieser doch Begabung zur Nahrungssuche. Strähnige, lausige Haare dienen wunderbar als Freizeitbeschäftigung. Und Monogamie wird abgelehnt: Hat ein Männchen nämlich gleich mehrere Frauen, gilt er als gesellschaftlich besonders erfolgreich.
Im Umkehrschluss hätte die Umstellung des menschlichen Paarungsverhaltens aber weitreichende Konsequenzen: nicht nur, dass Männer haarige Beine hinnehmen müssten. Ganze Wirtschaftszweige würden einbrechen: Schönheitschirurgen wären arbeitslos und die Kosmetikindustrie läge am Boden. Ganz abgesehen von Fernsehsendungen wie zum Beispiel „Germany’s Next Topmodel“oder „Der Bachelor“. Das Prinzip „Weibchen macht sich schön für Männchen“hätte ausgedient. Lediglich eine Fernsehsendung würde sich weiter großer Beliebtheit erfreuen: das Dschungelcamp. (geu)