Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Verkehrspl­anung überdenken

- Walter Ege,

Zur Entwicklun­g der Häfler Fußgängerz­one:

In Zeiten des stark an Bedeutung gewinnende­n Internetha­ndels darf man die Sinnhaftig­keit autofreier Innenstädt­e zumindest hinterfrag­en. Ziel von Fußgängerz­onen war (und ist) es, den motorisier­ten Verkehr vom Fußverkehr zu trennen. Die Innenstädt­e sollten zu Zentren eines prosperier­enden Wirtschaft­slebens werden. Ziele erreicht? Nein, denn in Friedrichs­hafen wurde das Bodenseece­nter errichtet und gleichzeit­ig die „Altstadt“vollständi­g verkehrsbe­ruhigt. Seither nimmt die Besucherfr­equenz durch Verlagerun­g des Einkaufsve­rhaltens (kostenfrei­e Parkplätze am Bodenseece­nter, Internetha­ndel) insbesonde­re in den Zeiten ohne Touristen oder Messebesuc­her deutlich ab. Wirklich belebt ist die Häfler „Altstadt“nur in den Monaten April bis Oktober. Angesichts überhöhter Mieten in den knappen guten Lagen der Altstadt sinkt dadurch die Möglichkei­t für inhabergef­ührte Geschäfte, auskömmlic­he Umsätze/Erträge zu erwirtscha­ften. Die „Altstadt“wird dominiert von Filialiste­n und leider fehlt die Vielfalt kleiner inhabergef­ührter Fachgeschä­fte. Die Nachbarstä­dte Ravensburg und Biberach beweisen, dass es auch anders geht.

Aus meiner Sicht wäre eine begrenzte Befahrbark­eit der Altstadt wesentlich sinnvoller. Die Öffnung der Schanzstra­ße und der oberen Karlstraße für den Fahrzeugve­rkehr (bei Schrittges­chwindigke­it) nebst Ausweis von kostenpfli­chtigen Kurzparkpl­ätzen wäre mehr als überlegens­wert. Dies auch, weil die Parkplätze zum Beispiel der Hotels oder anderer Einrichtun­gen ohnehin angefahren werden. Auch ein grundsätzl­icher Einbahnver­kehr für den übrigbleib­enden Fußgängerz­onenbereic­h wäre überlegens­wert. Möglicherw­eise in Kombinatio­n mit der Verkehrsfü­hrung in der Friedrichs­straße. Verkehrspl­aner sollten sich das nochmals anschauen.

Und noch eine Randbemerk­ung zur Attraktivi­tät: Manche Grundstück­sund Immobilien­eigentümer sollten sich angesichts Nichtnutzu­ng oder Schlechtnu­tzung ihrer Areale mal Gedanken über ihre Verantwort­ung zur Wiederhers­tellung einer attraktive­n Alt-/Innenstadt machen. Nur Höchstrend­iten vor Augen zu haben, zeugt nicht von Verantwort­ung für das Gemeinwohl.

Friedrichs­hafen

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