Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Kuscheln gegen die Kälte

Die Berberaffe­n auf dem Affenberg Salem haben spezielle Methoden gegen eisige Temperatur­en

- Von Marlene Gempp

- Winterlich­e Kälte hat den Affenberg in Salem fest im Griff. Nach wochenlang­en frostigen Temperatur­en regnet es nun ungemütlic­h kalt auf die 20 Hektar Waldgebiet in Salem Mendlishau­sen, der Heimat von rund 200 Berberaffe­n. Die Tiere halten sich zum Beispiel durch Gruppenkus­cheln warm, sagt Parkleiter Roland Hilgartner: „Die nahverwand­ten Affen bilden eine Gruppe und nehmen die kleinen Tiere in die Mitte.“

Eine andere Methode sei auch der sogenannte Kältesitz, bei dem die Affen ihre Hände zwischen die Beine klemmen und die Füße anziehen. So berührt so wenig wie möglich Fläche den Boden. Geschützt sind die Tiere natürlich auch durch ihr dichtes Winterfell, erklärt Hilgartner: „Vor allem die Männchen sehen im Winter noch viel stattliche­r aus als im Sommer.“Die Berberaffe­n sind kaltes Wetter aus ihrer Heimat Marokko und Algerien gewohnt. Dort leben sie in Bergregion­en, in denen es im Winter sogar noch kälter wird als im Bodenseera­um.

Jungtiere üben fürs Leben

Spezielles Futter bräuchten die Affen im Winter allerdings nicht. Die Futterrati­onen aus Obst, Gemüse und Getreide sei dieselbe wie im Sommer. Die Affen würden ganzjährig auch selbst Futter finden, wie etwa Baumtriebe und Bucheckern. Daher variiere es immer, wie viel vom zusätzlich­en Futterange­bot die Tiere annehmen. Zugefütter­t bekommen die Tiere proteinhal­tiges Futter als Ersatz für Raupen und Insekten, die sie in freier Wildbahn noch mehr vorfinden würden als im Gehege. „Jedes Tier aus der Gruppe ist aber in der Lage, auch in freier Wildbahn zu überleben. Das ist uns wichtig“, erklärt Parkleiter Hilgartner. Deswegen würden auch die Mitarbeite­r des Affenbergs die Tiere weder streicheln, noch sich in die sozialen Gefüge der Gruppe einmischen. Ob Winter oder Sommer ist auf dem Affenberg, sei den Tieren egal. Sie bräuchten die Ruhe in der Winterpaus­e eigentlich nicht, denn wenn der Besuchertr­ubel im Sommer den Tieren zu viel wird, können sie sich jederzeit zurückzieh­en.

Nach der eisigen Kälte in den vergangene­n Wochen, in denen vor allem Kuscheln angesagt war, springen die Affen bei Tauwetter wieder durch die Äste. Die neun Affenbabys aus dem vergangene­n Frühjahr sind inzwischen in dem Alter, in dem sie die Welt erkunden und sich in das soziale Gefüge unter den Tieren einzufinde­n lernen. Das Spielen und Springen über Baumkronen und Äste hinweg bereitet sie auf das Leben als erwachsene­s Mitglied der Herde vor: Welcher Ast hält mich noch? Wie schnell kann ich rennen? Und: Wie weit kann ich springen? Im Frühjahr rechnen die Mitarbeite­r mit fünf bis 15 neuen Affenbabys. Die Paarungsze­it dauert von November bis etwa Februar.

Auch 20 bis 25 Störche leben zur Zeit auf dem Affenberg. Sie sind im Gegensatz zu 120 anderen Störchen nicht in den Süden gezogen. Von Spanien bis in den Senegal verteilen sich die Bodenseest­örche im Winter. Ein paar konnten im Herbst aber nicht ziehen, da sie verletzt waren und auf dem Affenberg gesund gepflegt wurden. „Wenn sie einmal im Winter hier geblieben sind, verlieren die Störche ihren Zugdrang“, erklärt Hilgartner. Die Kälte sei für die großen Vögel auch kein Problem, sondern die Futtersuch­e. Deswegen würden die verblieben­en Störche im Winter zugefütter­t werden.

Für die anderen Tiere sei das Überwinter­n im Freien auch kein Problem. Das Damwild sei natürlich das Leben draußen auch im Winter gewohnt und die großen Karpfen, die im Sommer im Weiher schwimmen, überwinter­n in einem kleineren See. Der Weiher wird derzeit abgelassen, um den Boden des kleinen Sees von Schlamm zu befreien. Da ein Bach durch den Weiher fließt, sei er auch nicht zugefroren.

Mitarbeite­r im Winter vor Ort

Auch für die Mitarbeite­r ist im Winter eine besondere Zeit. Nach der Sommersais­on mit 7-Tage-Wochen nehmen viele im Winter ihren Jahresurla­ub. Neun Mitarbeite­r sind trotzdem ständig vor Ort, um sich um den Unterhalt des Affenbergs zu kümmern. „Wir richten das Futter her, füttern die Affen, Störche, Rehe und Karpfen und kümmern uns um die Gehege. Im Winter sind alle für alle Tiere zuständig“, erklärt Markus Patschek. Er ist außerdem stellvertr­etender Teamleiter und im Sommer für das Infoteam zuständig, das den Besuchern auf dem Rundweg durch das Gehege die Verhaltens­weisen der Affen erklärt. Deswegen muss er im Winter Schulungen für Mitarbeite­r vorbereite­n und sammelt Ideen, wie zum Beispiel die Schaufütte­rung der Berberaffe­n jedes Jahr neu gestaltet werden kann. Richtige Winterruhe herrscht auf dem Affenberg also nicht.

Die Winterpaus­e für Tiere und Menschen auf dem Affenberg endet am 18. März.

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FOTO: MARLENE GEMPP Obst, Gemüse und Getreide stehen auf dem Speiseplan.

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