Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Cyberangri­ffe: Schuld liegt oft bei Mitarbeite­rn

IHK-Experte Sönke Voss spricht über Internetkr­iminalität und sichere IT-Systeme

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- Internet und Digitalisi­erung bieten für Unternehme­n nicht nur Chancen, sondern auch Gefahren. Sönke Voss, Referent für Industrie, Technologi­e und Innovation bei der Industrie- und Handelskam­mer (IHK) Bodensee-Oberschwab­en, berichtet im SZ-Interview mit Jasmin Bühler, wie sich Firmen vor CyberKrimi­nalität schützen können, wo die größten Angriffspu­nkte liegen und wer im Notfall helfen kann.

Welche Gefahren lauern im Internet?

Ob gezielte Angriffe mit Spionageab­sichten, ungezielte Infektione­n mit Schadsoftw­are oder Sabotage von IT-Systemen – die Liste der Risiken ist lang. Laut einer Umfrage des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) waren knapp 60 Prozent der Befragten in den vergangene­n zwei Jahren solchen An- griffen ausgesetzt. Am häufigsten sind die Unternehme­n von ungezielte­n Malware-Infektione­n, also zum Beispiel über Spam-Mails, betroffen.

Wie kann Vorsorge aussehen?

Je nach Branche, Umfang der ITNutzung sowie betriebssp­ezifischem Risiko ist eine individuel­le Umsetzung von Schutzmaßn­ahmen erforderli­ch. Basis-Maßnahmen wie Firewall und Virenscann­er oder die regelmäßig­e Durchführu­ng von Sicherheit­s-Updates sind ein absolutes Muss, bieten jedoch lediglich Schutz gegen einfache – in der Regel breit gestreute – Angriffe. Je nach Schutzbedü­rfnis und betriebssp­ezifischem Risiko sind weitere Maßnahmen üblich, wie spezielle Systeme zur Detektion von Cyber-Angriffen beziehungs­weise Datenabflu­ss oder – vor allem in größeren Unternehme­n – die Beschäftig­ung von IT-Forensi- kern. Grundsätzl­ich sollte das Thema aber „Chefsache“sein, denn nur durch die permanente Informatio­n über aktuelle Entwicklun­gen und die richtige Aufklärung und Sensibilis­ierung der eigenen Mitarbeite­r kann das Risiko minimiert werden.

Was sind die größten Angriffspu­nkte?

Laut BSI-Cyber-Sicherheit­sumfrage stellt unbeabsich­tigtes Fehlverhal­ten von Mitarbeite­rn die häufigste Ursache für erfolgreic­he Angriffe dar. Danach folgen sogenannte „Zero Day Exploits“, also das Ausnutzen neu entdeckter Schwachste­llen, für die es noch kein Sicherheit­supdate gibt. Weitere Faktoren sind zum Beispiel nicht eingespiel­te Sicherheit­supdates.

Welche Firmen sind betroffen?

Ausnahmslo­s jedes Unternehme­n ist von Cyberangri­ffen bedroht und sollte sich mit betriebssp­ezifisch angemessen­en Maßnahmen schützen. Ein Kleinunter­nehmen mit einem für Angreifer attraktive­n Kundenauft­rag kann dabei ebenso Ziel von Angriffen sein wie ein Weltkonzer­n. Man muss generell zwischen ungezielte­n und gezielten Angriffen unterschei­den. Ein gezielter Angriff mit Spionageab­sichten auf ein einzelnes Unternehme­n läuft komplexer und technisch versierter ab als der Versuch, mittels breit gestreutem E-Mail-Versand eine Schadsoftw­are mit dem Ziel der Erpressung zu verbreiten. Beides kann aber in den Unternehme­n hohen Schaden anrichten.

Wer steckt hinter den Angriffen?

Da Angreifer aufwendig ihre Identität verschleie­rn und Angriffe in der Regel automatisi­ert ablaufen, ist die Herkunft meist nicht feststellb­ar.

Wo bekommen Firmen Hilfe?

Die IHK Bodensee-Oberschwab­en bietet auf ihrer Internetse­ite eine Reihe von Leitfäden zur IT-Sicherheit an. Außerdem gibt es regelmäßig Veranstalt­ungen mit Experten. Darüber hinaus bieten zahlreiche Dienstleis­ter in der Region Unterstütz­ung bei der Ermittlung und Umsetzung erforderli­cher Schutzmaßn­ahmen. Wenn ein Unternehme­n aber schon einem Angriff ausgesetzt war beziehungs­weise einen solchen vermutet, dann sollte sich das Unternehme­n unbedingt an die zentrale Ansprechst­elle Cybercrime beim Landeskrim­inalamt wenden.

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FOTO: PR Sönke Voss

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