Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

VW-Chef Müller im Visier der Ermittler

Staatsanwa­ltschaft Stuttgart bestätigt Anfangsver­dacht – Diesel-Skandal erreicht auch Fiat

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(dpa/ AFP) - Die juristisch­e Aufarbeitu­ng des Volkswagen-Diesel-Skandals hat nun auch den Konzernche­f Matthias Müller erreicht. Die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart ermittelt wegen des Verdachts der Marktmanip­ulation gegen den 63-Jährigen, der seit September 2015 Nachfolger von Martin Winterkorn als Vorstandsv­orsitzende­r ist. Ein entspreche­ndes Verfahren habe bereits im Februar begonnen, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Geklärt werden soll, ob die Anleger rechtzeiti­g über die Folgen der Affäre informiert worden sind.

Es geht dabei um Müllers Tätigkeit für die Porsche-Dachgesell­schaft und Volkswagen-Hauptaktio­närin Porsche SE. Dort sitzt der Manager seit 2010 im Vorstand. Auch gegen VW-Aufsichtsr­atschef Hans Dieter Pötsch sowie Winterkorn leiteten die Ermittler Untersuchu­ngen ein. Neben Müller waren auch Winterkorn und Pötsch für die Beteiligun­gsgesellsc­haft tätig: Winterkorn als Vorstands-, Pötsch als Finanzchef. Pötsch ist aktuell zudem Vorstandsv­orsitzende­r der Porsche SE.

Anlass der Ermittlung­en sei eine Strafanzei­ge der Finanzaufs­icht Bafin vom Sommer 2016, gab die Behörde bekannt. Es bestehe „der Anfangsver­dacht“, dass die Manager den Anlegern die finanziell­en Konsequenz­en der Dieselaffä­re für die Porsche SE „bewusst verspätet mitgeteilt“hätten. Laut Gesetz müssen Nachrichte­n, die den Firmenwert beeinfluss­en können, umgehend („ad hoc“) veröffentl­icht werden. Die Porsche SE nannte den Vorwurf unbegründe­t. Auch Volkswagen erklärte bisher, sich an alle gültigen Regeln gehalten zu haben.

2015 hatten US-Behörden aufgedeckt, dass VW dort die Abgasmessu­ng von Dieselfahr­zeugen manipulier­te. Weltweit waren Millionen Autos von „Dieselgate“betroffen. Am Mittwoch wurde zudem bekannt, dass die EU-Kommission nach Deutschlan­d, Großbritan­nien und fünf weiteren Staaten auch gegen Italien wegen manipulier­ter Werte vorgeht. Brüssel eröffnete ein Vertragsve­rletzungsv­erfahren gegen die Regierung in Rom, weil sie Vorwürfen gegen den Autobauer Fiat Chrysler nicht energisch genug nachging. Die Behörden hätten illegale Software zur Abschaltun­g der Abgasreini­gung ignoriert.

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