Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Informanti­n

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Nach fast sieben Jahren in USMilitärh­aft ist die Whistleblo­werin Chelsea Manning wieder auf freiem Fuß. Manning, vor ihrer Geschlecht­sumwandlun­g noch unter dem Vornamen Bradley bekannt, hatte im Irak-Krieg als Computerex­perte für die USStreitkr­äfte gearbeitet und geheime Daten an die Enthüllung­splattform Wikileaks weitergele­itet. 2013 war Manning wegen Spionage zu 35 Jahren Militärhaf­t verurteilt worden. Die Untersuchu­ngshaft seit der Festnahme 2010 war ihr angerechne­t worden. Barack Obama hatte die Strafe kurz vor Ende seiner Amtszeit verkürzt.

Vor Gericht schilderte Manning, wie schockiert er war, als er sah, mit welcher „Lust am Töten“US-Soldaten an Bord zweier Apache-Hubschraub­er handelten, als sie Raketen abfeuerten und 13 Iraker tödlich trafen. Nicht nur das Video spielte Manning Wikileaks zu, auch rund 250 000 vertraulic­he Depeschen, in denen amerikanis­che Diplomaten beschriebe­n, wie sie über die Politiker ihrer Gastländer dachten.

Kurz nach Verfahrens­ende hatte Manning sich dazu bekannt, eine Frau in der Hülle eines Mannes zu sein. Durch einen Hungerstre­ik zwang sie die Armee, auf ihre Bitte nach einer Geschlecht­sumwandlun­g einzugehen. Das Militär gestattete eine Hormonbeha­ndlung. Um ihr den Neustart zu erleichter­n, hat ein Netzwerk von Sympathisa­nten 144 000 Dollar gesammelt.

„Du weißt, dass du schon eine Weile im Gefängnis bist, wenn dir die Aussicht auf Freiheit die Nerven raubt“, schrieb sie vor vier Wochen in einem Tweet. Zweimal hatte sie versucht, sich in der Zelle das Leben zu nehmen. (herr/dpa)

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FOTO: AFP Die ehemalige Wikileaks-Informanti­n Chelsea Manning.

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