Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
„Landschaftsschutz steht nicht mehr hoch im Kurs“
Landschaftsschutzgebiet Tettnanger Wald: Hagelnetz-Restriktionen sind vom Tisch
- Das formale Ausweisungsverfahren des geplanten Landschaftsschutzgebiets Tettnanger Wald auf dem Gebiet der Stadt Tettnang sowie der Gemeinden Langenargen und Eriskirch steht kurz vor dem Abschluss. Das kündigten gestern in der Sitzung des Ausschusses für Umwelt und Technik des Kreistags Landrat Lothar Wölfle und Umweltschutz-Dezernentin Irmtraut Schuster an.
Danach werden unter anderem die bisher geplanten HagelschutzRestriktionen nicht weiter aufrechterhalten. Das Verfahrensergebnis wird in den nächsten Tagen veröffentlicht.
Im Ausschuss gab es aufgrund von Bitten aus dem Kreistag vor der Veröffentlichung nur einen kurzen Sachstandsbericht. Dabei machte der Landrat aus seiner Verwunderung keinen Hehl, dass Verbände – von denen er das erwartet hätte – im Anhörungsverfahren kein großes Interesse am Landschaftsschutz gezeigt hätten. „Landschaftsschutz steht nicht mehr hoch im Kurs“, zeigte er sich von den betreffenden Verbänden enttäuscht wie über Landwirte verärgert, nachdem man für sie Verbesserungen erreicht habe, die sich aber nicht gemeldet haben.
Im Rahmen der Anhörung hat nur die Hälfte der Landwirte, die in dem betroffenen Gebiet Grundstücke haben, eine Stellungnahme abgegeben. Irmtraut Schuster teilte mit, dass etwa Hagelnetze und Kirschendächer über bestimmte Kulturen nicht mehr verboten sind. Das Verfahren sei samt Würdigung fertig, Stellungnahmen würden nun beantwortet, so dass die Verkündung der in den vergangenen Monaten umstrittenen Verordnung die nächsten Tage veröffentlicht werden kann. Darin sind auch Änderungen im Bereich der Jagd und den Artenschutz betreffende Regelungen aufgeführt. Landrat Lothar Wölfle wollte dabei nicht verschweigen, dass für drei Landwirte, die nicht unerheblich betroffen sind, noch nach Einzelfallregelungen gesucht werde.
„Ende gut, alles gut“, dankte CDU-Fraktionschef Dieter Hornung dem Landrat und dessen Verwaltung dafür, das Gespräch mit den Landwirten gesucht zu haben, nachdem der Kreistag hier nur Bittsteller sei und um eine Entscheidung „mit Augenmaß“gebeten habe. Das sei der Fall. Zwar seien nicht alle Wünsche erfüllt, aber die wesentlichen Dinge hätten ihren Niederschlag gefunden, lobte er. Mit dieser neuen Verordnung könnten die Landwirte leben.
Dem schloss sich Eriskirchs Bürgermeister Markus Spieth an. Der Landrat und seine Verwaltung hätten den Spagat zwischen privatem und öffentlichem Interesse gefunden. Wölfle hatte zuvor daran erinnert, die Verwaltung müsse auch andere Interessen, nicht nur die der Landwirte berücksichtigen.