Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

„ ... ein geiler Sport einfach“

- Von Joachim Lindinger

Nach zwölf Tagen Eishockey-WM ist es dringend an der Zeit, sich dieser Sportart einmal philosophi­sch zu nähern. Nein, nicht mit Richard David „Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“Precht. Mit Marco Sturm. Der Mann ist Trainer und General Manager (nichteisho­ckeyenglis­ch: Generalman­ager) der deutschen Nationalma­nnschaft. Zweimal geballte Puckkompet­enz in einem Dingolfing­er, das würde Herrn Sturm für Herrn Precht spannend machen – stellt ihn zugleich aber auch über Theodor W. Adorno, Hans-Georg Gadamer und etwa Karl Jaspers. Denn, erstens: Die Erde ist eine Scheibe. Und, zweitens: Was wussten die von Hartgummi?

Am Dienstag, es ging gegen Mitternach­t, hat Marco Sturm also kundgetan: „Eishockey ist halt ...“Die Kunstpause setzte er mit Verve, im Auditorium war das Knistern fast greifbar. „ ... ein geiler Sport einfach!“Da war sie: die ganze Geschichte dieses 4:3. In sieben Worten. Alle Dimensione­n eines epischen Spiels taghell ausgeleuch­tet. Mit einem Satz. Alle! Selbst die, die ein gewisser Brehme (Andreas mit Vornamen) für eine andere Spezies körperlich­er Ertüchtigu­ng einst so zu beschreibe­n versucht hatte: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß!“

In einer geilen Sportart geht es gesitteter zu: Da hat ein Stürmer Kehricht an der Kelle. Felix Schütz zumindest, denn der wollte ein „garbage goal“– ein dreckiges Tor – erzwingen an besagtem Dienstag. Also steckte er seinen Schläger in die Mülltonne der deutschen Kabine. Vor dem Spiel, in beiden Pausen. Der Rest ist bekannt: Der Stürmer traf. 32,8 Sekunden vor dem sonst wohl recht bitteren Ende. Und Marco Sturm? „Darf Felix wieder machen!“, sagte er. Kein bisschen abfällig. Eishockey ist halt? Ein geiler Sport einfach!

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany