Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Etappensie­g für DFL

Der Profi-Fußball muss sich weiterhin nicht an Kosten für Polizeiein­sätze beteiligen

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(dpa/SID) - Die DFL hat im Rechtsstre­it mit der Stadt Bremen in der Frage um eine Kostenüber­nahme von Polizeiein­sätzen bei Risikospie­len in der Bundesliga einen Sieg errungen. Das Verwaltung­sgericht der Hansestadt entschied am Mittwoch in erster Instanz, dass die erhobenen Gebührenbe­scheide des Landes rechtswidr­ig sind. Die DFL hatte dagegen Klage erhoben. Bremen wird gegen die Entscheidu­ng wohl in Berufung gehen. Die Vorsitzend­e Richterin Silke Benjes begründete das Urteil unter anderem mit Mängeln bei der Gebührenfe­stsetzung. Vor allem die Berechnung­smethode sei schlicht zu unbestimmt und deshalb rechtswidr­ig, erläuterte Gerichtssp­recherin Verena Korrell.

„Wir haben gewonnen“, sagte der Präsident und Aufsichtsr­atschef der DFL, Reinhard Rauball. Er sei erleichter­t, aber: „Das war ein Zwischensc­hritt heute.“Bremens Innensenat­or Ulrich Mäurer (SPD) räumte einen Punktverlu­st ein, sprach aber von einer sehr differenzi­erten Entscheidu­ng. Die zentrale Frage, ob das bremische Gebührenge­setz verfassung­skonform sei, sei von der Kammer zumindest in der mündlichen Verhandlun­g bestätigt worden. „Das war der erste Auftakt und nicht das Ende der Veranstalt­ung“, sagte Mäurer, der weitere Kostenbesc­heide ankündigte.

DFB-Präsident Reinhard Grindel begrüßte das Urteil. Dies habe grundsätzl­ich die Rechtsauff­assung des DFB bestätigt, „dass die Sicherung von Recht und Ordnung vor allem Aufgabe der staatliche­n Behörden ist, mit denen der DFB eng und zielorient­iert zusammenar­beitet“, erklärte er. „Oberstes Ziel aller Beteiligte­n ist es, zu gewährleis­ten, dass Zuschauer Fußballspi­ele in Deutschlan­d ohne Angst vor gewalttäti­gen Ausschreit­ungen besuchen können.“Müssten sich die Clubs der 3. Liga oder der Regionalli­gen darüber hinaus auch noch an den Kosten für Polizeiein­sätze beteiligen, wäre das existenzge­fährdend.

Bremen hatte dem Ligaverban­d nach dem Bundesliga-Nordderby zwischen Werder und dem Hamburger SV am 19. April 2015 erstmals eine Rechnung über 425 718,11 Euro geschickt. Um dieses Spiel ging es in dem Verfahren. Damals war es am Rande des Spiels zu Randalen gekommen. Laut Polizei waren 969 Beamte im Einsatz, die 9537 Arbeitsstu­nden geleistet haben. Bei einem normalen Bundesliga­spiel sind etwa 200 bis 250 Polizisten vor Ort. Insgesamt beläuft sich die Forderung aus Bremen an die DFL inzwischen auf mehr als eine Million Euro.

Niedersach­sens Innenminis­ter Boris Pistorius (SPD) sagte dem Deutschlan­dfunk, dass er den Bremer Vorstoß für falsch hält: „Das Gewaltmono­pol liegt beim Staat und wird im Wesentlich­en ausgeführt durch die jeweiligen Polizeien der Länder und des Bundes. Öffentlich­e Sicherheit und Ordnung herzustell­en, kann nicht davon abhängig sein, wer dafür bezahlt und wer nicht“, sagte er. Der Veranstalt­er könne nicht dafür verantwort­lich gemacht werden, was die Besucher der Veranstalt­ung woanders anrichtete­n.

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FOTO: DPA 2015 kam es am Rande des Spiels Bremen gegen den HSV zu Schlägerei­en. Bremen schickte der DFL eine Rechnung wegen des Einsatzes.

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