Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Im Bus und Zug hakt’s noch mit dem Rad
Friedrichshafen schneidet beim Fahrradklima-Test des ADFC leicht schlechter ab als 2014
(sz/lieg) - Wie fahrradfreundlich ist Friedrichshafen? Der ADFC hat im Herbst vergangenen Jahres im Zuge des bundesweiten Fahrradklima-Tests die Antwort auf diese Frage gesucht. 274 Teilnehmer haben in der Umfrage aufgezeigt, wo die Räder problemlos rollen und wo es noch hakt in der Stadt. Inzwischen liegen die Ergebnisse vor.
Insgesamt hat sich die Durchschnittsnote von Friedrichshafen gegenüber 2014 von 3,2 auf 3,4 leicht verschlechtert. Im Vergleich mit Städten ähnlicher Größenordnung (50 000 bis 100 000 Einwohner) in Baden-Württemberg liegt Friedrichshafen erneut an zweiter Stelle – hinter dem neuen Spitzenreiter Konstanz, das nun auch am Bodensee die Führung übernommen hat. Die beste Note im Vergleich zu anderen Städten erhält Konstanz für die öffentlichen Lastenräder, welche es in Friedrichshafen nicht gibt. Die Stärken von Friedrichshafen liegen im Vergleich zu anderen Städten vor allem beim Winterdienst, bei der Reinigung und Oberfläche der Wege und bei Ampelschaltungen für Radfahrer. Die Häfler halten die Erreichbarkeit des Stadtzentrums für gut und schätzen die verbreitete Nutzung des Fahrrades als Verkehrsmittel. Auch die städtische Fahrradförderung wird positiv gewürdigt. Negativ bewertet haben die Befragten die Konflikte mit Fußgängern und mit fahrenden und parkenden Kraftfahrzeugen. Die Breite der Radwege und die Führung an Baustellen werden ebenfalls kritisiert.
Zu wenig Platz für Räder im Bus
Die schlechteste Bewertung bekam Friedrichshafen für die Fahrradmitnahme in öffentlichen Verkehrsmitteln, hier schneidet die Stadt am Bodensee sogar schlechter ab als der Bundesdurchschnitt. Auch in Markdorf, Tettnang, Überlingen und Immenstaad ist die Bewertung für diesen Punkt schlechter als eine 4,5.
„Die mangelhaften Beförderungsbedingungen für Fahrräder auf der Südbahn und der Bodenseegürtelbahn sowie die fehlende Barrierefreiheit vieler Bahnhöfe sind die Ursache für dieses Urteil“, so Karl Honnen vom ADFC-Kreisvorstand. „Für eine Tourismusregion ist dies eine alarmierende Bewertung, die einen dringenden Handlungsbedarf aufzeigt“, fügt er hinzu.
Das Problem sei ihm durchaus bekannt, sagt Sebastian Dix, Leiter Unternehmenskommunikation beim Friedrichshafener Stadtverkehr. „Wir wissen, dass man Fahrräder schlecht in Bussen mitnehmen kann.“Bisher habe es aber kaum Beschwerden darüber gegeben. „Es ist ein Dilemma, die Fahrradmitnahme ist vor allen Dingen ein Platzproblem“, erklärt er weiter. Bis zu zwei Fahrräder können pro Bus mitgeführt werden – allerdings nur, wenn keine Kinderwägen oder Rollstuhlfahrer den Platz beanspruchen, denn diese haben stets Vorrang. Die tarifliche Regelung vom Verkehrsverbund Bodo sieht eine Fahrradmitnahme zudem nur sonn- und feiertags sowie an Werktagen ab 19 Uhr vor. In der BOB-Bahn sei das Ganze weniger problematisch, erklärt Dix. Zum einen sei im Zug der Platz in der Regel weniger beschränkt, zum anderen spiele es auch eine Rolle, dass es beim Busfahren auch mal zu abruptem Bremsen kommen könne, im Zug hingegen weniger.
Mehr als 120 000 Personen aller Altersgruppen haben beim Fahrradklima-Test bundesweit teilgenommen und die Fahrradfreundlichkeit ihrer Städte und Gemeinden bewertet. Um in die Auswertung zu kommen, musste eine Stadt eine Mindestanzahl an eingereichten Fragebögen erreichen. Dies gelang im Bodenseekreis neben Friedrichshafen auch in Markdorf, Tettnang, Überlingen und Immenstaad.
Letztere Gemeinde kam zum ersten Mal in die Auswertung und landete mit einer Durchschnittsnote von 3,4 auf Platz 14 von 65 ähnlichen Städten in Baden-Württemberg (bis 50 000 Einwohner). Im Bodenseekreis teilt sich Immenstaad den ersten Platz mit Friedrichshafen. Näheres zu den Ergebnissen des Fahrradklima-Tests für Immenstaad lesen Sie auf