Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Räte beschließen Hotel eine Nummer kleiner
4- statt 5-Sterne-Gebäude auf dem Bodan-Areal – Diskussion um Durchführungsvertrag
- Wer am Mittwochabend in der Bürgersprechstunde des Gemeinderats eine Frage loswerden wollte, der brauchte Geduld: Mit einer guten halben Stunde Verspätung begann die öffentliche Sitzung. Erster Punkt auf dem umfangreichen Programm: das Bodan-Hotel. Mit sechs Gegenstimmen gab es schließlich grünes Licht für einen neuen HotelEntwurf sowie die frühzeitige Behördenbeteiligung in dieser Sache.
Zu Beginn des Tagesordnungspunktes machte Rechtsanwalt HansJörg Birk, der im vergangenen Jahr die Aufgaben von Klaus-Peter Dolde übernommen hat, deutlich, welche Auswirkungen es hätte, wenn die Gemeinde auf ein Hotel ganz verzichten würde. „Das wäre ein Verstoß gegen den Durchführungsvertrag und könnte zur Schadenersatzklage des Bauherrn führen“, brachte der Experte den Sachverhalt auf den Punkt. Im Durchführungsvertrag verpflichtet sich zwar Bauherr Willi Schmeh, im westlichen Teil des Bodan-Geländes „alle Anstrengungen zu unternehmen, um Baurecht zu erlangen“– allerdings müsste hierzu die Gemeinde erst mal die Vorraussetzungen schaffen und einen entsprechenden Bebauungsplan erstellen, berichtete Birk. Man müsse sich das so ähnlich vorstellen wie bei einem Wasserschaden im Bad – damit der Handwerker diesen beheben könne, müsse man ihm zunächst Zugang zum Bad gewähren. „Sie können nicht so tun, als hätte es den Durchführungsvertrag nicht gegeben.“Zudem stelle sich bei einer Ablehnung des Hotels auch die Frage: „Was denn dann eigentlich?“, so Birk.
Wie berichtet war in der Vergangenheit immer wieder die Notwendigkeit eines 5-Sterne-Hotels in Kressbronn infrage gestellt worden, außerdem konnten sich viele Räte nicht mit den fünf Geschossen des ersten Entwurfs anfreunden. Das Gebäude soll östlich des Strandbads entstehen und aus drei Gebäudekomplexen bestehen.
Themenhotel geplant
Deshalb habe man den Architekten Afshin Arabzadeh beauftragt, einen kleineren Entwurf anzufertigen, berichtete Bürgermeister Daniel Enzensperger. Die neue Alternative sieht ein 4-Sterne-„Themenhotel“ vor, das sich dem Ausstellungsthema „Boote und Oldtimerautos“widme, führte Afshin Arabzadeh aus. „Mit diesem Thema soll eine besondere Anziehungskraft auf interessierte Menschen ausgeübt werden und damit eine weit verbesserte Auslastung des Hotels in touristisch weniger attraktiven Zeiten – wie im Winter – garantiert werden“, so der Architekt.
Dafür sei vorgesehen, einen Teil der bestehenden Lagerhalle im Südwesten des Geländes als Bestand aufzubewahren, zu sanieren und später als Ausstellungshalle zu nutzen. Möglicherweise müsse das Dach um einen oder zwei Meter angehoben werden, weil über der Ausstellungshalle der Spabereich des Hotels seinen Platz finden soll. „Der Hotelneubau wird sich zunächst auf die gewünschten vier Geschosse beschränken und beherbergt zwischen 90 und 95 Zimmer beziehungsweise Suiten“, so Arabzadeh. Man habe bei der neuen Planung versucht, das Hotel so klein wie möglich zu gestalten. „Wir wollen Sie diesmal in einem ganz frühen Stadium abholen, weshalb es noch kein konkretes und fertiges Konzept gibt.“
Mit anderen Worten: Bevor es in die ganz konkrete Planung gehe, brauche man zunächst eine Richtung vom Gemeinderat, ob das 4Sterne-Hotel die richtige Alternative sei. „Das ist eine bessere Richtung“, befand Stefan Fehringer (BWV) und erinnerte daran, dass es seinerzeit der politische und demokratische Wille des Gemeinderats gewesen sei, an dieser Stelle eine touristische Nutzung zu ermöglichen. „Und das ist es auch heute noch – wir tragen das weiterhin“, bekräftigte er. Auch Karl Bentele (CDU) stimmte dem zu: „Wir haben einen Durchführungsvertrag – und beide Partner müssen alles dafür tun, dass die vertraglichen Bestimmungen erfüllt werden.“
Ein anderer Vorschlag kam dagegen von den Grünen: Wenn der regionale Grünzug hier nicht aufgehoben werde, könne das Ufer an dieser Stelle renaturiert werden. Doch Rudolf Zahner vom Büro Sieber gab den Plänen einen Dämpfer: Die Fachbehörden hätten bereits in einem Vorgespräch angedeutet, den regionalen Grünzug aufzuheben – allerdings nur, wenn es sich hier um eine Hotelnutzung handele. „Für eine x-beliebige Bebauung wäre das Landratsamt nicht bereit, den Grünzug aufzuheben“, so Zahner.
Martin Kolb (SPD) fand zwar, man sei auf dem richtigen Weg, regte jedoch an, das Hotel noch kleiner zu dimensionieren. Doch Afshin Arabzadeh erklärte, dass das nicht wirtschaftlich sei – bei 70 Zimmern beispielsweise lägen nur 35 zur Seeseite. Und Fachanwalt Birk ergänzte: „Es geht hier jetzt um eine Grundsatzentscheidung – wollen wir ein Hotel oder nicht? Die Diskussion um die Größenordnung ist eine Nummer zu früh.“Mit sechs Gegenstimmen (Grüne, GUBB, Britta Wagner, Sven Armbruster und Martin Kolb – alle SPD) befürworteten die Räte den Hotelentwurf und beauftragten die Gemeinde mit der frühzeitigen Behördenund Bürgerbeteiligung.
„Sie können nicht so tun, als hätte es den Durchführungsvertrag nicht gegeben.“Rechtsanwalt Hans-Jörg Birk