Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Bundesliga macht Überstunden
Segelsport: LSC steht nach erstem Wettfahrttag auf dem sechsten Rang
LINDAU - Überraschende Zwischenstände hat es gestern Abend bei der Segel-Bundesliga in Lindau gegeben. Nach dem ersten von drei Regattatagen führt in der 1. Liga der Klub am Rupenhorn aus Berlin, in der 2. Liga der Segel-Club Ville aus NordrheinWestfalen. Bis in die Abendstunden wurde gesegelt, erst gegen 20 Uhr liefen die Boote der 2. Liga in den Hafen des gastgebenden Lindauer SeglerClub ein, die 1. Liga segelte bis 21 Uhr.
Sechs Flights (drei Wettfahrten mit je sechs Booten) wurden in der ersten Liga gesegelt. Mit vier ersten Plätzen, dazu einem zweiten und einem dritten Platz liegt der Klub am Rupenhorn klar in Führung. „Das war ein wahnsinnig toller Tag, der Bodensee hat sich von seiner besten Seite gezeigt“, sagte KAR-Steuermann Malte Christophersen am Donnerstagabend. Nachdem es beim LigaAuftakt am Chiemsee vor vier Wochen noch gar nicht geklappt hatte, segelten die Berliner gestern nahezu fehlerfrei an der Spitze (9 Punkte). Mit drei ersten Plätzen, aber insgesamt 13 Punkten rangiert der Meister von 2014, der Norddeutsche Regattaverein aus Hamburg, auf Rang zwei. An dritter Stelle (16 Punkte) liegt aktuell der Titelverteidiger, der DTYC aus Tutzing am Starnberger See. „Das passt, kein Ausrutscher. Alles besser als vier“, kommentierte Max Weiss kurz und bündig. „Das ist wie immer schwierig und sehr eng“, bilanzierte DTYC-Teammanager Michael Tarabochia, der sich auf der Mole des LSC die Rennen anschaute. „Wer im Schnitt nur dritte Plätze segelt, kommt meist schon in die Top fünf“, zeigt sich Tarabochia mit seinem Team zufrieden.
Sowohl erste wie letzte Plätze auf der Ergebnisliste haben die Vereine bereits ab Rang vier, den gerade der Württembergische Yacht-Club (mit Steuermann Yannick Hafner) belegt. Auch dem Lindauer Team geht es so. Ein erster, drei zweite und zwei letzte Plätze haben Veit Hemmeter, Martin Hostenkamp, Fabian Gielen und Yannik Netzband auf der Liste. Im vierten Rennen war der LSC kurz vor der ersten Luvtonne ganz vorne mit dabei. Dort wurde der Wind weniger und drehte etwas nach links. Für den LSC und drei andere Boote reichte es nicht mehr, sie mussten noch einmal wenden. Nur der WYC hatte genug Reserve, um mit Schwung an den beinahe stehenden Gegnern vorbei zu fahren. Mit zwei Metern Abstand kam das WYC-Team als Erstes um die Luvtonne – und baute nachher den Vorsprung auf mehr als zehn Bootslängen aus. Der LSC hingegen berührte auch noch die Wendemarke – „ein dummer Fehler“und wurde in diesem Lauf dann Letzter. „Das sagt noch gar nichts“, so Veit Hemmeter über die Tabelle nach sechs Rennen.
In der 2. Liga liegt der SC Ville vorne. Die Segler vom Liblarer See (20 Kilometer südlich von Köln) gehörten bisher eher zu den Kellerkindern. Diesmal lief es wie geschmiert. Auf Rang zwei liegt die SV Itzehoe, die den Wiederaufstieg anpeilt. Beste vom Bodensee sind derzeit in der 2. Liga die Segler vom Bodensee YachtClub Überlingen auf Rang sechs. Steuermann Joseph Pochhammer ist vor allem mit der Geschwindigkeit zufrieden. An den Starts könne man noch verbessern. „Der Nordwind war schwer zu segeln, da hat es ordentlich gewürfelt“, so Felix Schrimper vom Konstanzer Yacht-Club, der den LigaAuftakt am Chiemsee vor vier Wochen gewonnen hatte. Diesmal haderte er vor allem mit den „unrealistischen“Jury-Entscheidungen. Viermal wurde die KYC-Crew mit Strafkringeln bedacht – und hat daher noch Luft nach oben.
Hautnah vom Zuschauerschiff
Begleitet werden die Wettfahrten von einem Zuschauerschiff, das der LSC angemietet hat. Die Besucher der Wettfahrten sind eingeladen, die Rennen direkt auf dem See anzuschauen. Das „Kreitmeir-Floß“startet regelmäßig im LSC-Segelhafen zu gut einstündigen Fahrten. „Es empfiehlt sich, eine Windjacke mitzunehmen“, sagt Nick Jung, „weil es auf dem Wasser trotz Sonne kühl ist.“