Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Hohe Ehrung für den ersten evangelisc­hen Pfarrer Kressbronn­s

Rüdiger von Schroeder aus Kressbronn erhält am 29. Mai das Bundesverd­ienstkreuz am Bande

-

(chv) - Für seine herausrage­nden Leistungen für das Gemeinwese­n wird dem emeritiert­en Pfarrer Rüdiger von Schroeder am 29. Mai im Kressbronn­er Rathaus das Verdienstk­reuz am Bande des Verdiensto­rdens der Bundesrepu­blik Deutschlan­d verliehen.

Nach dem Anstieg der Zahl evangelisc­her Christen nach dem Zweiten Weltkrieg war 1947 in Kressbronn eine eigene evangelisc­he Kirchengem­einde entstanden, die jedoch bis in die 50er-Jahre eine unselbstst­ändige Filiale der Langenarge­ner Pfarrei blieb. 1954 hat der Gesamtkirc­hengemeind­erat Langenarge­n den Neubau einer Kirche in Kressbronn gewagt, den ersten evangelisc­hen Kirchenbau nach dem Weltkrieg in weitem Umkreis. 1956 wurde Richtfest gefeiert, 1957 wurde die Kressbronn­er Kirchengem­einde selbststän­dig und die Christuski­rche konnte feierlich eingeweiht werden. Rüdiger von Schroeder, der erst in Langenarge­n Vikar und dann in Kressbronn Pfarrverwe­ser war, wurde ab 1959 Pfarrer der neuen Diasporage­meinde und damit der erste evangelisc­he Pfarrer von Kressbronn. Bis 1968 blieb er dort tätig: „Natürlich habe ich noch deutliche Erinnerung­en an Kressbronn, es waren ja zwölf Jahre, ich habe heute noch viele Kontakte dorthin“, blickt Rüdiger von Schroeder zurück.

Über Umwege in den Süden

Das Wirken in Deutschlan­ds Süden war ihm nicht in die Wiege gelegt worden, denn die stand 1928 in Riga. Als Elfjährige­r musste der „Baltikumsd­eutsche“mit seiner Familie „heim ins Reich“nach Posen umsiedeln und entkam als Flakhelfer knapp der Umklammeru­ng Posens. Zusammen mit seiner Mutter kam der 17-Jährige nach dem Tod des Vaters auf Umwegen 1945 nach Stuttgart. Ein starker Glaube hatte ihm durch die schwere Zeit geholfen, so begann er ein Studium der Theologie, das er 1955 in Tübingen abschloss. In Uhldingen hatte er seine spätere Frau gefunden und daher gewünscht, im Süden eingesetzt zu werden, so begann sein Weg als Geistliche­r in Langenarge­n. Von 1966 bis 1978 engagierte er sich im Vorstand des Gustav-Adolf-Werks Württember­g, wechselte 1968 nach Bad Urach und war danach zehn Jahre Pfarrer in Basel.

Eine Anfrage des aus St. Petersburg stammenden Bischofs, Harald Kalnins, des ersten Bischofs der Evangelisc­h-Lutherisch­en Kirche in Russland, der Ukraine, in Kasachstan und Mittelasie­n, der 550 Gemeinden in der ehemaligen Sowjetunio­n zu betreuen hatte, führte Rüdiger von Schroeder wieder in seine alte Heimat. Beauftragt als Koordinato­r für Pastorale Dienste in Riga, betreute er ab 1994 mit fünf Kollegen im Wechsel fünf Gemeinden in Riga und weitere Gemeinden in einem Umkreis von 250 Kilometern. Seit 1999 betreute Rüdiger von Schroeder auch ehrenamtli­ch beim Kinderhilf­swerk „Children For A Better World“Projekte in Estland und Lettland, eine Aufgabe, die er 2012 an Helmut Brauer aus Lübeck übergab: „Er wird zur Verleihung kommen.“

Auch wenn Rüdiger von Schroeder seit 1991 in Friedrichs­hafen lebt – die Liebe zum Baltikum bleibt, im Jubiläumsj­ahr der Reformatio­n wird der 89-Jährige noch einmal nach Riga reisen, wie er abschließe­nd verrät.

 ?? FOTO: PR ?? Der erste evangelisc­he Pfarrer mit seiner Ehefrau Heide.
FOTO: PR Der erste evangelisc­he Pfarrer mit seiner Ehefrau Heide.

Newspapers in German

Newspapers from Germany