Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Schwelgerische Schönheit im Gewittersturm
Klaviertrio und Streicher verbinden sich in Langenargen zum Klavierquintett
- Die schnell blinkende Sturmwarnung, der pfeifende Wind, die von Blitzen erhellten Gewitterwolken – alles hat bestens zum ebenso stimmungsvollen wie stürmischen achten Langenargener Schlosskonzert gepasst.
„Hier umarmt uns das Wasser“, habe beim letzten Konzert eine Besucherin aus Rom gesagt, und auch das Acros-Trio zeigte sich „extrem begeistert von der wunderbaren Location“. Mit freiem Blick auf den See eröffnete das 2007 gegründete Trio – der Geiger Alejandro Loguercio aus Venezuela, die Münchner Cellistin Cäcilia Altenberger und der Pianist Andrés Añazco aus Ecuador, die sich beim Studium in Wien kennengelernt haben – ein äußerst anspruchsvolles und forderndes Konzert.
Spannend war das Zusammenspiel der drei Musiker in Beethovens dynamisch akzentuiertem Klaviertrio B-Dur op. 97, dem „Erzherzogtrio“. Blicke wanderten hin und her, jedes Instrument war eigenständig und zugleich Teil eines harmonischen Miteinanders. Die Themen wanderten vom Klavier zu den Streichern und umgekehrt, sandten Botschaften aus, die aufgenommen und fortgeführt wurden, keck und spielerisch im Scherzo, träumerisch im Andante und trotzig vital im Finale.
Als Geniestreich gilt das folgende Klavierquartett c-Moll op. 13 des 19jährigen Richard Strauss, noch in der spätromantischen Tradition von Johannes Brahms und mit ausladenden Themengruppen – „eine der ersten großen Strauss-Kantilenen, eine riesige Melodie aus pathos-gesättigten Gesten“, so der Musikhistoriker Ludwig Finscher –, bereits zu unverwechselbarem Ton findend. Das Quartett führte nun der Geiger Johannes Fleischmann an, dazu kam der Bratschist Adam Newman, aus dem Trio verblieben Cellistin und Pianist. Trotz lebhaftem Klavier dominierten hier zunächst die Streicher. Süffig und bittersüß klang die Violine, betörend war ihr suggestiver Klang, der dennoch die übrigen nicht erdrückte. Neckisch und sprunghaft erschien das Scherzo, ein augenzwinkernder Spuk, ungestüm und wild und wieder leise sich zurückziehend. Auf ein elegisches, geradezu hymnisches Andante ließen die Musiker im Finale schäumende Dynamik folgen, die noch Raum ließ für lyrische Passagen. Trügerische Ruhe führte zu meisterlich bewältigten neuen Klangkaskaden.
Nur selten ist das schwelgerische Klavierquintett d-Moll des Engländers Frank Bridge, des „vergessenen Romantikers“, zu hören, zu dem sich nun Fleischmann, Newman und das Acros-Trio vereinten. Leidenschaftliche Stimmungsmalerei mit brodelnder Musik vereinte sich hier mit der stürmischen Natur. Dann wieder war pure Klangschönheit zu genießen, die den Einfluss des französischen Impressionismus verriet, ob im Zusammenspiel von Cello und Bratsche oder im harmonischen Miteinander des Quintetts.