Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Virtuose Bläserklänge in St. Jodok
„Seewind Quintett“lässt den Alltag vergessen
- Viele Zuhörer sind am Sonntagabend wieder zum Konzert in die St. Jodok-Kirche in Immenstaad gekommen. Seit 21 Jahren wird die klassische Konzertreihe bei freiem Eintritt einzig durch Spenden finanziert.
Lange vor Beginn sitzen Zuhörer schon auf den begehrten Plätzen vorne in der Mitte. Statt die Stille in dem so gelungenen, modernen, sakralen Raum auf sich wirken zu lassen, erzählt man noch vom Walken und von Ausflügen. Der Alltag ist noch nicht abgestreift – das wird im Konzert geschehen.
Virtuose Bläsermusik verschiedener Epochen hat das „Seewind Quintett“auf dem Programm, bis hin zum „Opus number Zoo“, in dem der aus Ligurien stammende Komponist Luciano Berio den Haustieren ein liebevolles Denkmal setzt. Das ursprünglich als Kinderoper gedachte Stück für Bläserquintett und Sprecher, das laut Programmflyer zum Standardrepertoire eines jeden Bläserquintetts gehöre, verbindet die Musik mit märchenhaften Fabeln von Rhoda Levine, die abwechselnd von den Musikern gesprochen werden, während die anderen weiterspielen.
Fuchs, Huhn, Reh, Maus und Kater werden beobachtet und man spürt das Vergnügen des Komponisten, die Texte, die auf einem Einlegeblatt mitzulesen sind, umzusetzen, bis hin zu den Katern, die nach nächtlicher Schlacht gerupft nach Hause hupfen. Zu Sprache und Musik stand man auch mal kurz auf – eine Art temporäre Rauminstallation, ein freier Umgang mit Musik, der viele Vorbilder hat. Auch Ference Farkas orientierte sich in seinen „Antiche Danze ungheresi“an Vorbildern.
So beispielsweise an Tänzen aus dem 17. Jahrhundert, die er in die Musiksprache der Gegenwart übertrug. Der letzte der „Danze“, ein Allegro, war am Ende des Konzerts als Zugabe zu hören.
Alle Musiker unterrichten
Die Musiker, die sich an der Musikschule Friedrichshafen gefunden und zum „Seewind Quintett“verbunden haben, sind mit der Region fest verwurzelt: Lisa Walzer spielt Oboe, Charlotte Decker Flöte, Sigrun Meschenmoser Klarinette, Markus Heinzelmann Horn und Julius Reger Fagott. Sie alle unterrichten an Musikschulen oder am Gymnasium und freuen sich, ihr eigenes Können unter Beweis zu stellen. In lebendigem Kontakt gehen sie aufeinander ein, und arbeiten die Stimmungen heraus.
Von der Klassik, vom serenadenhaften Quintett op. 71 von Beethoven, bis zur Moderne reicht das Spektrum. Bezaubernd entfalten die Musiker das farbige Klangspektrum in Claude Debussys „Petite Suite“, die ursprünglich für Klavier zu vier Händen geschrieben waren. Lieblich schaukelt das Boot, schwungvoll federt der „Cortège“, der Aufzugsmarsch, Walzer tanzt das „Ballet“. Bleiben noch Jacques Iberts „Trois pièces brèves“, drei kurze Stücke von 1930, die subtil mit den Tonarten spielen und zeigen, wie interessant farbig neuere Musik sein kann, wenn sie gut interpretiert ist.