Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Fast ein Drittel neigt zu Populismus
Deutsche sind laut Studie der Bertelsmann-Stiftung aber moderater als andernorts
(dpa/sz) - Fast ein Drittel der wahlberechtigten Deutschen vertreten laut einer aktuellen Studie populistische Ansichten. Diese fallen jedoch eher moderat und nicht radikal aus, heißt es in der Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung. „Sie lehnen die Institutionen der Demokratie oder der EU nicht grundsätzlich ab, sondern kritisieren ihr Funktionieren“, schreiben die Autoren in ihrem Fazit. Auch seien populistische Positionen für die große Mehrheit nicht wahlentscheidend. „Von einer ,Stunde der Populisten‘ ist das politische Klima vor der Bundestagswahl weit entfernt“, sagte Robert Vehrkamp, Demokratieexperte der Bertelsmann-Stiftung, bei der Vorstellung. Er hat die Studie zusammen mit Christopher Wratil von der Universität Köln geschrieben.
Kritik am Establishment sei unter Populisten in Deutschland wesentlich schwächer als etwa in Frankreich oder den USA. So befürworten mehr als zwei Drittel (69 Prozent) der populistisch eingestellten Wähler in Deutschland die Mitgliedschaft in der EU, 85 Prozent unterstützen die Demokratie als politisches System. Jedoch kritisieren mehr als drei Viertel (79 Prozent), dass die EU-Integration zu weit gegangen sei. Eine knappe Mehrheit (52 Prozent) ist mit dem Funktionieren der Demokratie in Deutschland „eher nicht“oder „überhaupt nicht“zufrieden.