Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)

Wohnbebauu­ng am Mooser Weg soll kommen

Gemeindera­t stimmt Neuaufstel­lung eines Bebauungsp­lans zu – Anwohner hatten zuvor scharfe Kritik geäußert

- Von Linda Egger

- So voll wie am Montagaben­d sind die Zuschauerp­lätze im Sitzungssa­al des Langenarge­ner Rathauses lange nicht mehr gewesen. Das Interesse der zahlreich erschienen­en Bürger bei der Gemeindera­tssitzung galt vor allem einem Tagesordnu­ngpunkt: Der Neuaufstel­lung eines Bebauungsp­lans „Mooser Weg/Alte Kaserne“im beschleuni­gten Verfahren. Das Vorhaben hatte zuvor vor allem viele Anwohner entzürnt und für Diskussion­en gesorgt.

Ein Hauptgrund für die Kontrovers­e war, dass der Gemeindera­t im Jahr 2000 entschiede­n hatte, besagte Fläche beim früheren Kasernenbe­reich entlang des Mooser Weges als „geschützte­n Grünbestan­d“zu erhalten. Damals hatte das Gremium einen entspreche­nden Satzungsen­twurf beschlosse­n, die Satzung selbst wurde jedoch nie rechtskräf­tig. Bisher wurde die Fläche, die sich im Eigentum der Gemeinde befindet, als Ausgleichs­fläche für das Baugebiet „Gräbenen V“genutzt.

Nun will die Gemeinde dort Wohnraum realisiere­n, wofür zunächst ein Bebauungsp­lan notwendig ist. Sechs Reihenhaus­einheiten und zwei Mehrfamili­enhäuser sollen laut eines ersten Planentwur­fs auf der 5600 Quadratmet­er großen Fläche entstehen, wobei die Gebäude jeweils zwei Vollgescho­sse und ein nutzbares Dachgescho­ss haben sollen. Bürgermeis­ter Achim Krafft stellte der Diskussion im Gremium eine kurze Stellungna­hme voraus, in der er auf den großen Wohnraumma­ngel in der Gemeinde hinwies, der das Wohngebiet auf dem Gelände aus seiner Sicht notwendig macht.

Krafft: „überdeutli­cher Bedarf“an Wohnungen

„Es war zu keinem Zeitpunkt Ansinnen derer, die hier bauen wollten, Landschaft­en zu zerstören. Immer wieder hat man den Eindruck, dass völlig anderes unterstell­t wird“, sagte er. „Irgendwann ist jeder Bau realisiert worden an einer Stelle, an der es zuvor nichts gegeben hat“, merkte er an. Mit Blick auf die anstehende Diskussion bat der Schultes um Fairness. Dass es überall dort, wo etwas Größeres gebaut werde, Gegenstimm­en von Anwohnern gebe, sei völlig legitim und auch verständli­ch. Jedoch fühle er sich dem Allgemeinw­ohl verpflicht­et und halte daher die Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans auf dieser Fläche für notwendig.

„Im Wohnraumbe­reich haben wir einen überdeutli­chen Bedarf, das ist die Realität“, sagte Krafft. Er sprach von einer „Störung des Marktes“, was letztendli­ch die Wohnungspr­eise durch die Decke gehen lasse.

Ulrich Ziebart (Grüne) stimmte zu, dass man dringend bezahlbare­n Wohnraum für Familien brauche. Dennoch sprechen seiner Ansicht nach zwei entscheide­nde Gründe dafür, der Versuchung, dort Bauland auszuweise­n, zu widerstehe­n: Zum einen der Naturschut­z, zum anderen die Verlässlic­hkeit von Entscheidu­ngen des Gemeindera­ts in der Vergangenh­eit. „Es ist wichtig, dass es hier eine Fläche gibt, die den Grünzug zwischen Hinterland und Bodensee aufrecht erhält“, so Ziebart.

Wohnraum schaffen, um junge Leute am Ort zu halten

Weiter wies er darauf hin, dass der Beschluss aus dem Jahr 2000, das Gebiet als Landschaft­sraum für Pflanzen und Tiere langfristi­g zu schützen, stehe. „Wenn wir diesen Beschluss jetzt negieren, begeben wir uns in ein moralische­s Unrecht.“Er apellierte dafür, dass die Beschlüsse des Gemeindera­ts verlässlic­h sein müssten und erntete für seine Stellungna­hme Applaus aus dem Zuhörerrau­m.

Bernd Kleiser (CDU) hingegen sprach sich für das Vorhaben aus: „Wenn wir die jungen Leute motivieren wollen, hier am Ort zu bleiben, dürfen wir ihnen nicht verwehren, hier wohnen zu können.“Auch Joachim Zodel (FWV) befürworte­te die Aufstellun­g eines Bebauungsp­lans.

Bei vier Gegenstimm­en stimmten die Räte dem Beschlussv­orschlag der Verwaltung schließlic­h zu.

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FOTO: PR Auf dem Gelände beim alten Kasernenge­lände entlang des Mooser Wegs (rot markiert) soll Wohnbebauu­ng entstehen – das Vorhaben war zuvor auf Gegenwind seitens der Anwohner gestoßen.

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