Schwäbische Zeitung (Friedrichshafen)
Wohnbebauung am Mooser Weg soll kommen
Gemeinderat stimmt Neuaufstellung eines Bebauungsplans zu – Anwohner hatten zuvor scharfe Kritik geäußert
- So voll wie am Montagabend sind die Zuschauerplätze im Sitzungssaal des Langenargener Rathauses lange nicht mehr gewesen. Das Interesse der zahlreich erschienenen Bürger bei der Gemeinderatssitzung galt vor allem einem Tagesordnungpunkt: Der Neuaufstellung eines Bebauungsplans „Mooser Weg/Alte Kaserne“im beschleunigten Verfahren. Das Vorhaben hatte zuvor vor allem viele Anwohner entzürnt und für Diskussionen gesorgt.
Ein Hauptgrund für die Kontroverse war, dass der Gemeinderat im Jahr 2000 entschieden hatte, besagte Fläche beim früheren Kasernenbereich entlang des Mooser Weges als „geschützten Grünbestand“zu erhalten. Damals hatte das Gremium einen entsprechenden Satzungsentwurf beschlossen, die Satzung selbst wurde jedoch nie rechtskräftig. Bisher wurde die Fläche, die sich im Eigentum der Gemeinde befindet, als Ausgleichsfläche für das Baugebiet „Gräbenen V“genutzt.
Nun will die Gemeinde dort Wohnraum realisieren, wofür zunächst ein Bebauungsplan notwendig ist. Sechs Reihenhauseinheiten und zwei Mehrfamilienhäuser sollen laut eines ersten Planentwurfs auf der 5600 Quadratmeter großen Fläche entstehen, wobei die Gebäude jeweils zwei Vollgeschosse und ein nutzbares Dachgeschoss haben sollen. Bürgermeister Achim Krafft stellte der Diskussion im Gremium eine kurze Stellungnahme voraus, in der er auf den großen Wohnraummangel in der Gemeinde hinwies, der das Wohngebiet auf dem Gelände aus seiner Sicht notwendig macht.
Krafft: „überdeutlicher Bedarf“an Wohnungen
„Es war zu keinem Zeitpunkt Ansinnen derer, die hier bauen wollten, Landschaften zu zerstören. Immer wieder hat man den Eindruck, dass völlig anderes unterstellt wird“, sagte er. „Irgendwann ist jeder Bau realisiert worden an einer Stelle, an der es zuvor nichts gegeben hat“, merkte er an. Mit Blick auf die anstehende Diskussion bat der Schultes um Fairness. Dass es überall dort, wo etwas Größeres gebaut werde, Gegenstimmen von Anwohnern gebe, sei völlig legitim und auch verständlich. Jedoch fühle er sich dem Allgemeinwohl verpflichtet und halte daher die Aufstellung eines Bebauungsplans auf dieser Fläche für notwendig.
„Im Wohnraumbereich haben wir einen überdeutlichen Bedarf, das ist die Realität“, sagte Krafft. Er sprach von einer „Störung des Marktes“, was letztendlich die Wohnungspreise durch die Decke gehen lasse.
Ulrich Ziebart (Grüne) stimmte zu, dass man dringend bezahlbaren Wohnraum für Familien brauche. Dennoch sprechen seiner Ansicht nach zwei entscheidende Gründe dafür, der Versuchung, dort Bauland auszuweisen, zu widerstehen: Zum einen der Naturschutz, zum anderen die Verlässlichkeit von Entscheidungen des Gemeinderats in der Vergangenheit. „Es ist wichtig, dass es hier eine Fläche gibt, die den Grünzug zwischen Hinterland und Bodensee aufrecht erhält“, so Ziebart.
Wohnraum schaffen, um junge Leute am Ort zu halten
Weiter wies er darauf hin, dass der Beschluss aus dem Jahr 2000, das Gebiet als Landschaftsraum für Pflanzen und Tiere langfristig zu schützen, stehe. „Wenn wir diesen Beschluss jetzt negieren, begeben wir uns in ein moralisches Unrecht.“Er apellierte dafür, dass die Beschlüsse des Gemeinderats verlässlich sein müssten und erntete für seine Stellungnahme Applaus aus dem Zuhörerraum.
Bernd Kleiser (CDU) hingegen sprach sich für das Vorhaben aus: „Wenn wir die jungen Leute motivieren wollen, hier am Ort zu bleiben, dürfen wir ihnen nicht verwehren, hier wohnen zu können.“Auch Joachim Zodel (FWV) befürwortete die Aufstellung eines Bebauungsplans.
Bei vier Gegenstimmen stimmten die Räte dem Beschlussvorschlag der Verwaltung schließlich zu.